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Naturgeschichte.
den Futterplätzen führen; sie Pflegen die Nachkommenschaft und verteidigen ihre
Wohnung gegen Feinde.
Die Nahrung der Ameisen besteht in Tier- und Pflanzenstoffen. Zucker, Sirup,
Honig und andere Süßigkeiten naschen sie gern. Ihr Geruch ist so scharf, daß da, wo
eine einzelne einen Leckerbissen entdeckt, bald ganze Züge erscheinen. Stellt man sich
in die Nähe eines Ameisenhaufens, so wird man bald die Heerstraßen entdecken, auf
denen sie zu den nächsten Bäumen wandern, um die Blattläuse, ihre „Milchkühe", auf¬
zusuchen. Die Ameisenhaufen berauben sich oft auch gegenseitig und schleppen Arbeiter
und Puppen in ihren eigenen Bau. Dann lassen sie von diesen Gefangenen oder Sklaven
die Arbeiten verrichten, während sie die Herren spielen. Merkwürdig ist es, daß die
Ameisen in ihren Wohnungen oft auch andere Insekten beherbergen.
IV. Das Feld.
A. Die Bestellung des Feldes.
§ 40. 1. Verschiedene Bodenarten. Der Ackerboden enthält zweierlei
Stoffe. Die einen rühren von verwitterten Gesteinen her; sie sind also
mineralischer Natur und bleiben als Asche zurück, wenn man die Acker¬
erde glüht. Die anderen kommen von verwesenden Pflanzen- und Tierstoffen
her und sind verbrennlich; denn sie verschwinden beim Glühen der Ackererde.
Die ersteren bilden hauptsächlich die untere Lage des Ackerbodens, den
Untergrund; die letzteren finden sich in der obersten Ackerschicht, soweit die
Pflanzen mit ihren Wurzeln reichen, und bilden die Ackerkrume.
Je nach der Menge der in einem Boden vorkommenden mineralischen und
pflanzlichen Bestandteile kann man folgende Bodenarten unterscheiden:
Sand-, Thon-, Lehm-, Mergel- und Kalkboden.
Humusboden bildet sich überall da, wo Pflanzen verwesen; er hat eine
braune oder dunkelbraune Farbe und befördert das Wachstum der Pflanzen in
hohem Grade.
2. Die Entwässerung des Bodens oder Drainage (sprich: Dränasche).
Wenn ein Ackerboden zu viel Feuchtigkeit enthält, so können die Pflanzen nicht
gedeihen. Der Landmann entwässert den Boden, indem er ihn drainiert.
Das geschieht in folgender Weise: Es werden in regelmäßigen Abständen schmale
Grüben von mindestens 1 m Tiefe mit soviel Gefälle gegraben, daß das Wasser
ablausen kann. Ans den Boden der Gräben legt man Röhren aus gebranntem
Thone von etwa 6—10 cm Durchmesser so aneinander, daß eine Röhrenleitnng
entsteht. Je zwei aneinanderstoßende Röhren werden durch Thonhülsen ver¬
bunden. Hierauf deckt man die Gräben wieder mit Erde zu. Das im Boden
enthaltene Wasser sickert durch die Fugen der Thonröhren hindurch und fließt
aus diesen in einen Hauptkanal ab, in welchen die Drainröhren des ganzen
Ackerstückes münden. Ans diese Weise läßt sich wasserhaltiger, kalter oder saurer
Boden in guten, tragfähigen Boden umwandeln.
3. Die Düngung des Bodens. Da die Pflanzen den größten Teil
ihrer Nahrung durch die Wurzeln aus der Erde aufnehmen, so ist es erklär¬
lich, daß der Boden durch beständigen Anbau allmählich ärmer an Nährstoffen
wird. Soll der Ackerboden bei fortwährender Benutzung reichliche Ernten
liefern, so müssen ihm die durch den Anbau entzogenen Stoffe wieder ersetzt
werden. Das geschieht durch die Düngung. Die Pflanze entzieht dem Acker
aber zweierlei Stoffe: mineralische und organische. Daher muß auch
der Dünger sowohl mineralische als auch organische Stoffe enthalten, wenn