Full text: Stoffe für den Unterricht in den Realien ([Nr. 11])

78 §40- Kaiser Wilhelm als Friedensfürst und seine Mitarbeiter in Krieg und Frieden- 
Liebe zu bethätigen, als er am 11. Juni 1870 mit seiner edlen Gemahlin die 
goldene Hochzeit feierte. 
2. Unter seinen treuen Helfern ist zunächst zu nennen der Kron¬ 
prinz Friedrich Wilhelm. Er ist am 18. Oktober 1831 geboren,, 
studierte in Bonn und ist wie sein Vater mit ganzer Seele Soldat. In den 
großen Kriegen 1866 und 1870 und 71 hat er sich ausgezeichnet als vor¬ 
züglicher Feldherr. Sein liebenswürdiges und herablassendes Wesen gewinnt 
ihm die Herzen von hoch und niedrig. Seine Gemahlin Viktoria ist die 
älteste Tochter der Königin von England. Sie ist eine verständnisvolle 
Pflegerin von Kunst und Wissenschaft. Des Kronprinzen Söhne, Prinz Wil¬ 
helm und Prinz Heinrich traten schon frühe in den Dienst des Vaterlandes,, 
jener im Heer, dieser bei der Flotte. 
8. Ein zweiter wackerer Helfer unsers Kaisers war sein Neffe Prinz. 
Friedrich Karl. Für seine hervorragenden Verdienste in den drei Kriegen 
wurde er, ebenso wie der Kronprinz, zum Feldmarschall ernannt. Seine 
ganze Kraft widmete er der Ausbildung der preußischen Reiterei. Leider starke 
er schon 1886 in seinem 57. Lebensjahre. 
4. Neben diesen beiden Sprossen ans königlichem Geblüte ragt ein Drei¬ 
gestirn unter den Mitarbeitern unsers Kaisers hervor: Roon, Moltke imi> 
Bi smarck. 
Albrecht von Roon, wegen seiner Verdienste nm das preußische Heerwesen 
von seinem Könige in den Grafenstand erhoben, wurde 1803 in Pommern ge¬ 
boren. Er war erst an militärischen Lehranstalten thätig und ist auch als 
geographischer Schriftsteller hervorragend. Er besonders ist es gewesen, der als- 
Kriegsminister trotz der maßlosesten Angriffe seiner Gegner die Neugestaltung, 
des preußischen Heerwesens im Sinne Wilhelm I. durchführte. Ihm war es 
zu danken, daß sowohl 1866 als auch 1870 die Armee in so schneller Weise 
mobilgemacht und völlig ausgerüstet an den Grenzen anfgestellt werden konnte. 
Er starb, von seinem dankbaren Kaiser aufrichtig betrauert 1879. 
Hellmuth von Moltke, der große, schweigsame Schlachtendenker, ist in 
Mecklenburg 1800 geboren. Er war erst dänischer Offizier, trat aber schon 
1822 in preußische Dienste. Bald wurde er in den Generalstab berufen. Er 
bereiste 1835—1839 die Türkei. Die Feldzugs- und Schlachtenpläne der 
Kriege 1864—1870 hat er entworfen, und seine Vorausberechnungen haben 
sich bis ins kleinste als genau erwiesen. Er ist noch thätig für seinen König 
und sein Vaterland; hoch verehrt ihn das ganze Volk. 
Otto von Bismarck, geboren 1815 zu Schönhausen in der Altmark, war 
früher preußischer Gesandter in Petersburg und Paris. 1862 berief ihn König 
Wilhelm I. zum Ministerpräsidenten, da er seine eiserne Beharrlichkeit kannte. 
Neben Roon und Moltke verdankt ihm Preußen zunächst die Durchführung 
der Heeresreorganisation. Bis zum Jahre 1866 war er, weil er sich um die 
Einreden der Abgeordneten nicht kümmerte, der „bestgehaßte Mann" in 
Deutschland. Aber nach den Erfolgen der Jahre 1866, 70 und 71 wurde er, 
vom Kaiser in den Fürstenstand erhoben, der allverehrte Liebling des Volkes, 
das sehr wohl weiß, daß Deutschland seiner Tüchtigkeit in den Unterhandlungen 
mit den fremden Mächten einen großen Teil seiner Errungenschaften verdankt. 
Er „der Baumeister des neuen Deutschen Reiches", ist unbestritten der erste 
Staatsmann der Welt. Wie hoch das deutsche Volk ihn ehrt, das zeigte der 
1. April 1885, sein 70. Geburtstag. Ans allen Gauen des Vaterlands wurden 
ihm Glückwünsche dargebracht; allerorten ward seiner Verdienste um den äußeren 
und inneren Ausbau des Vaterlandes in dankbarster Weise gedacht.
	        
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