Oer indische Archipel. 
215 
des, das fanfte Murmeln des Baches, die Aussicht auf das 
Meer, dies alles zusammengenommen, hatte etwas Großes, Edles, 
Unmuthiges und Malerisches, das uns alle bezauberte. Nach 
den gewöhnlichen Complimenten zogen sich die Mädchen für ei¬ 
nen Augenblick zurück, und erschienen bald wieder, um uns zu 
bewirthen. Diese überreichte mit gefälligem Anstande ein präch¬ 
tiges chinesisches Theebrett; jene brachte Zuckerschalen; eine dritte 
schenkte Thee ein; andere endlich boten jedem abwechselnd Gebackenes, 
Eingemachtes oder Zuckerwerk an. Als wir Abends unfern Rück¬ 
weg machen wollten, erschienen Sclaven in rothen Mänteln, 
jeder mit einer langen Fackel versehen, und begleiteten uns un¬ 
ter durchdringendem, kläglich klingendem, in gleichen Zwischen¬ 
räumen wiederholtem Geschrei nach Eupang zurück." 
Ferner besuchte der Reisende einen malaiischen Greis, der 
ihn besonders lieb gewonnen, und oft in seine Wohnung einge¬ 
laden hatte. Ein Waldweg führte ihn zu der Hütte des Greises. 
„Die Einfachheit dieser Art von Strohhütte schien der herrlichen 
Landschaft um sie her einen neuen Reiz zu geben. Dicht be¬ 
laubte, mit Blüthen und Früchten beladene Bäume schützten sie 
durch ihren Schatten; eine Menge Vögel in dem reichsten Far- 
benkleide schwärmten auf den Acsten dieser Bäume; ein Wach 
floß nicht weit von dieser Freistätte der Einfachheit. Der Greis 
saß am Eingänge seiner Hütte, und war eben beschäftigt, auf 
einer Art von Cither zu spielen; einer seiner Söhne begleitete 
ihn mit der sonderbaren Flöte dieser Gestade. Seine Frau spann 
einige Schritte vom ihm Watte, aus der sich diese Völker ihre 
Schürzen weben, und ihre junge Tochter bereitete kleine Rech¬ 
tlichen, welche sie des andern Tags auf den Basar zum Ver¬ 
kauf tragen sollte. Bei unserm Anblick stand die ganze Familie 
auf; die Freude war allgemein. „Setzet euch, gute Männer 
von Frankreich! war der erste Ausruf, der über Aller Lippen 
ging. Es war sehr heiß; zu unsrer Erfrischung brachte man uns 
einen langen Cylinder von Bambus mit Büffelmilch, die noch 
warm war. Dann theilten wir unsere kleinen Geschenke aus, 
und der Ausdruck der reinsten Freude belebte alle Blicke. Als wir 
dem Greise wegen der guten Eigenschaften seiner Kinder Glück 
wünschten, sahen wir einige Thränen in seinen Augen, und in 
einem' Augenblicke von Schmerzgefühl sprach er folgende Worte, 
die uns an das Herz drangen: „Männer von Frankreich, ihr seid 
gut! Er schwieg, aber sein Schweigen schien uns zu sagen: 
„nicht alle Europäer sind wie ihr." Späterhin erfuhren wir, 
er sey Fürst von Eupang gewesen, und habe jene prächtige Pflan¬ 
zung der erwähnten reichen Wittwe besessen. Da habe der da¬ 
malige holländische Statthalter die Besitzung zu erlangen gesucht, 
der Greis aber jede Unterhandlung von der Hand gewiesen. Der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.