§ 32. Friedrich Wilhelm III.
69
4. Kriege gegen die Republik. Die Fürsten Europas schlossen
einen Bund (Koalition), um die auch ihnen bedrohliche Revolution in Frank¬
reich zu unterdrücken. Zahlreiche Flüchtlinge, der französischen Königs¬
familie und dem Adel angehörig (Emigranten), schürten den Kriegseifer in
Deutschland. Preußen und Österreicher fielen unter der Führung des Her¬
zogs Ferdinand von Braunschweig in Frankreich ein. Dieser reizte durch
ein prahlerisches Manifest (Bekanntmachung) den Unwillen aller Franzosen
und ließ auf seine großen Worte keine Taten folgen. Das Heer litt
durch ungünstige Witterung und Seuchen; zwischen Österreich und Preußen
entstand eine ernste Mißstimmung wegen der Teilung Polens, und trotz
zweier Siege der Preußen sah sich Friedrich Wilhelm II. zum Frieden von
Basel genötigt 1795. — Im folgenden Jahre drang der junge, aber kühne
General Napoleon Bonaparte mit seinem schlecht ausgerüsteten, aber
dem Führer blind vertrauenden Franzosenheere in Oberitalien ein, schlug die
Österreicher mehrmals, drang durch die Alpenpässe nach Steiermark und
bedrohte Wien. Dadurch ward auch Österreich zum Frieden gezwungen,
der zu Campo Formio bei Udine (Oberitalien) 1797 abgeschlossen wurde.
Das linke Rheinufer nahm Frankreich als Beute.
§ 32. Friedrich Wilhelm HI. (1797—1840).
1. Charakter. Friedrich Wilhelm III. folgte, 27 Jahre alt, seinem
Vater in der Regierung. Der alternde Friedrich der Große hatte an ihm,
seinem Großneffen, die größte Freude gehabt. Er war ganz anderer Art
als sein Vater. Er haßte den Prunk und die Verschwendung, war einfach,
mäßig und sparsam. Er entließ die Günstlinge seines Vaters, führte wie¬
der Ordnung und Sparsamkeit in die Verwaltung ein, um die Schulden,
die sein Vater hinterlassen hatte, zu tilgen. Am wohlsten fühlte sich der
König in seiner Familie. 1793 hatte er sich mit der Prinzessin Luise von
Mecklenburg-Strelitz verheiratet. Sie war die „schönste Königin", voller
Anmut, Herzensgüte und Frömmigkeit. Ihre Freundlichkeit, selbst gegen den
Geringsten, gewann ihr aller Herzen. Voll Bewunderung und herzlicher
Freude schaute das Volk auf das erlauchte Paar auf dem Throne, das durch
ein echt deutsch-christliches Familienleben allen Untertanen vorlenchtete. —
2. In den schweren Wirren, die durch die Französische Revolution
hervorgerufen waren, hoffte Friedrich Wilhelm III. durch Neutralität (Nicht¬
beteiligung) durchzukommen, um seinem Lande den Frieden zu erhalten,
obgleich alle europäischen Staaten mit der jungen Republik in Fehde leb¬
ten und fast alle unterlagen, namentlich seit sich Napoleon an die Spitze
derselben gestellt hatte. Dieser war der 1769 geborene Sohn eines Ad¬
vokaten auf der Insel Korsika. Noch jung an Jahren hatte er das mächtige
Österreich zum Frieden gezwungen (1797), war darauf, um England zu
schädigen, nach Ägypten gezogen und hatte ein türkisches Heer bei den
Pyramiden (bei Kairo) geschlagen.