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Tierkunde. 
Der Löwe ist ein nächtliches Raubtier. Am Tage hält er sich in dichten Wäldern 
auf. Nach Sonneuuntergang geht er auf Raub aus und stößt, den Kopf zur Erde ge¬ 
senkt, ein lautes, donnerähnliches Gebrüll aus, durch das er die andern Tiere in Angst 
und Schrecken versetzt. 
Besonders gern sucht der Löwe die Tränkstellen der Waldtiere auf. Seine Beute 
erfaßt er im Sprunge. Angereizt greift er den Menschen nicht an; hat er aber einmal 
Menschenfleisch gekostet, so lauert er auch Menschen auf. In bewohnten Gegenden richtet 
er unter den Herden oft große Verwüstungen an. Er überspringt die hohen Dornhecken, 
mit denen die Lagerplätze eingefriedigt sind, schlägt ein Tier nieder, springt mit dem¬ 
selben über die Hecke zurück und eilt dem Walde zu. Doch tötet er selten mehr als ein 
Stück. — Man fängt ihn in Fallgruben oder erlegt ihn auf Treibjagden. Oft ziehen 
Löwe und Löwin. 1/25. 
auch kühne und sichere Schützen mit einer schweren Büchse bewaffnet allein auf die 
Jagd aus. Sein Fleisch wird von den Arabern gegessen, das Fell als Jagdzeichen 
hochgeschätzt. In der Gefangenschaft läßt sich der Löwe bis zu einem gewissen Grade 
zähmen und zeigt Anhänglichkeit an seinen Wärter. Auch besitzt er ein gutes Gedächt¬ 
nis für empfangene Wohltaten (Androklns). 
Der Königstiger, in Ostindien, übertrifft an Stärke und Gewandtheit, besonders 
aber an Mordgier den Löwen. Seine Jagd ist schwierig, weil sein prachtvolles, grau¬ 
gelbes Fell mit schwarzen Querstreifen ganz zu der Farbe des Rohrdickichts (Dschungeln) 
paßt, in dem er lebt, so daß er selbst von einem geübten Jügerauge schwer entdeckt wird. 
In Ostindien werden etwa 1000 Menschen alljährlich von Tigern zerrissen. — In 
Amerika lebt der Jaguar, mit rostrotem Fell und dunklen Ringflecken, kleiner als der 
Tiger, aber ebenso blutgierig. Der Panther, in Südasien, und der Leopard, in Afrika, 
haben ein schöngeflecktes Fell. Der Luchs, in Norwegen, den Alpen und Pyrenäen, 
hat große, scharfe Augen (Luchsaugen) und lange Ohrpinsel.
	        
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