Die Elektrizität.
27
Erdmagnetismus. Bringt man mehrere frei bewegliche Magnetnadeln dem Südpol
eines starken Magnets nahe, so wenden sie ihm alle ihren Nordpol zu; bringt man sie
in die Nähe des Nordpols, so kehren sie ihm ihre Südpole zn. Entfernt man den Magnet,
so stellen sich alle so, daß ihre Nordpole nach einem Punkte im Norden der Erde zeigen.
Auf der südlichen Halbkugel zeigen alle mit ihren Südpolen nach einem Punkte in: Süden
der Erde. Daraus folgt, daß die Erde selbst ein Magnet ist, welcher seinen
Südpol im Norden und seinen Nordpol im Süden hat.
Stellen wir einen Kompaß auf die Mittagslinie unseres Ortes, so bemerken wir,
daß die Magnetnadel nicht genau von Norden nach Süden zeigt. Die Abweichung der
Magnetnadel von der Mittagslinie heißt magnetische Deklination. Bei uns zeigt
die Nadel von Südost nach Nordwest (westliche Deklination). Sie beträgt für Berlin
gegenwärtig etwa 10°. Im östlichen Asien zeigt die Nadel von Südwest nach Nordost
(östliche Deklination). Die Ebene, welche durch die Richtung der Deklinationsnadel und
den Erdmittelpunkt geht, heißt der magnetische Meridian.
Eine in ihrem Schwerpunkte aufgehängte, freibewegliche Magnetnadel neigt sich mit
dem Nordpole und bildet bei uns mit dem Horizont einen Winkel von 66^/2°. Auf der
südlichen Halbkugel neigt sich der Südpol. Die Neigung der Nadel nennt man magne¬
tische Inklination. Je weiter nach Norden oder Süden die Nadel gebracht wird,
desto größer wird der Neigungswinkel. An den magnetischen Polen beträgt er 90°.
Die Elektrizität.
§ 38. Reibungselektrizität. Eine Siegellackstange werde an einem
Stück Leder oder Tuch gerieben und über kleine Papierschnitzel gehalten.
Die Papierschnitzel werden angezogen, aber bald wieder abgestoßen.
Dasselbe erfolgt, wenn man einen gut gereinigten und erwärmten Lampen¬
zylinder an einem Stück Seidenzeng reibt und über Papierschnitzel halt.
Nähert man der geriebenen Siegellackstange oder dem geriebenen Glas-
iylinder den Knöchel eines Fingers, so hört man ein leises Knistern, und
zm Finstern sieht man kleine Fünkchen zum Finger überspringen. Die
alten Griechen beobachteten diese Anziehungskraft zuerst am Bernstein, den
sie Elektron nannten. Daher heißt diese Anziehungskraft Elektrizität.
Elektrizität wird in gewissen Körpern durch Reiben erzeugt.
Die Arten der Elektrizität. Reibt man eine Siegellackstange und
nähert sie einem an einem seidenen Faden aufgehängten Papierstückchen, so
wird letzteres angezogen, aber sogleich wieder abgestoßen. Wiederholt man
den Versuch, so wird das Papierscheibchen abgestoßen. Bringt man da¬
gegen dem Papierscheibchen, welches zuerst von der Siegellackstange an¬
gezogen und dann stets abgestoßen wurde, einen geriebenen Glasstab nahe,
so findet Anziehung statt. Erklärung: Das Papierscheibchen ist durch Be¬
rührung mit der geriebenen Siegellackstange selbst elektrisch geworden, und
zwar hat es dieselbe Art Elektrizität angenommen, welche die Siegellack¬
stange hat, nämlich Harzelektrizität. Die Glasstange enthielt Glas¬
elektrizität. Man unterscheidet also Harz- und Glaselektrizität
oder negative und positive Elektrizität. Erstere bezeichnet man
mit —, letztere mit +. Der Versuch zeigte: Gleichnamige Elektrizitäten
stoßen sich ab, ungleichnamige ziehen sich an.
§ 39. Leiter und Nichtleiter der Elektrizität. An einem Leinenfaden
werden zwei Korkkügelchen befestigt; das eine am untern Ende, das andre
etwas höher. Neben das obere Kügelchen hält man ein schmales Gold¬
schaumblättchen, während man dem untern Kügelchen eine geriebene Harz¬
oder Glasstange nähert. Sobald das untere Kügelchen angezogen wird,