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Abriß 
der alten Geschichte 
von H. Sieber. 
§ 1. Ägypter. 
1. Das Land der Ägypter, Ägypten, liegt im Nordosten von Afrika. 
Es ist nur wenige Meilen breit, von Felsengebirgen und Wüsten eingeschlossen 
und wird seiner ganzen Länge nach vom Nil durchströmt, dem das Land seine 
Fruchtbarkeit verdankt. Im September überflutet der Nil seine Ufer, so daß 
Dörfer und Städte wie Inseln aus der Flut hervorragen. Nach seinem 
Zurücktritt hinterläßt er einen äußerst fruchtbaren Schlamm, in welchem das 
Getreide hundertfältigen Ertrag bot, so daß Ägypten die Kornkammer der alten 
Welt genannt wurde. 
2. Das Volk der Ägypter hielt sich von aller Welt abgeschlossen, war 
ernst und streng und teilte sich in mehrere Stände oder Kasten, die nicht 
allzustreng voneinander geschieden waren, aber doch so, daß der Sohn meist 
dem Berufe des Vaters folgte. Es gab eine Priester-, eine Krieger-, eine 
Ackerbauer-, eine Handwerker- und eine Hirtenkaste. An der Spitze des Staates 
stand ein König, der den Titel Pharao, d. h. Sohn des Sonnengottes Ra, 
führte und unumschränkt regierte. Neben dem Ra oder Ammon verehrten 
die Ägypter noch viele andere Götter, deren Eigenschaften sie in vielen Tieren 
wiederzufinden meinten; daher wurden z, B. Krokodile, Katzen, Ibisse und 
andere Tiere göttlich verehrt, am meisten der Stier Apis, welcher dem guten 
Gotte Osiris geheiligt war. Dieser Gott wurde von dem bösen Gotte Typhon, 
der verheerenden Sommerglut, getötet und von seiner Gemahlin Isis, d. i. 
die Erdgöttin, solange gesucht, bis Horus, d. i. das wiedererstehende Jahr, 
den Typhon besiegte. — Die Ägypter glaubten an eine Fortdauer der Seele 
nach dem Tode. Sie meinten, diese wandere zu ihrer Läuterung in Tierleiber 
und kehre erst nach einigen 1000 Jahren in den Leib zurück. Darum sorgte 
man für lange Dauer der Leichen, indem man sie mit kostbaren Harzen ein¬ 
balsamierte und so unverweslich machte (Mumien). 
3. Die Bauwerke der Ägypter sind noch heute bewundernswert. Die 
Pyramiden sind ungeheure Steinbauten, die nur schmale Gänge und enge 
Grabkammern enthalten zur Aufnahme der Mumien von Königen. Die größte 
Pyramide ist höher als der Cölner Dom; an ihr haben 100000 Menschen 
40 Jahre lang gearbeitet. — Jede ägyptische Stadt besaß in Felsen gehauene 
Grabkammcrn (Katakomben) zur Äufnahme der Mumien. Großartige 
Tempelruinen sind in der Nähe des alten Theben (Luksor). Die zu den Tempeln 
führenden Wege waren mit Obelisken besetzt, das sind bis 30 m hohe, aus 
einem Stück gearbeitete und polierte Spitzsäulen. Diese, sowie die Wände der 
Grabkammern sind bedeckt mit einer Bilderschrift (Hieroglyphen), die nur 
den Priestern bekannt war. — Wie in der Baukunst leisteten die Ägypter 
Hervorragendes in der Sternkunde, der Medizin, der Mathematik, auch fertigten 
sie aus Byssus und Baumwolle kostbare Gewebe und aus den Blättern der 
Papyrusstaude Papier. — 
.. 4- Geschichte. Die älteste Hauptstadt war Memphis, vom König Menes ge¬ 
gründet um 4000 v. Chr. Die Nachfolger desselben erbauten die größten Pyramiden 
und legten den See Möris an, der die Bewässerung des Landes regelte. Um 2000 
wurde Ägypten durch ein asiatisches Hirtenvolk, die Hyksos, unterworfen, die 500 Jahre 
herrichten, ohne aber das Leben der Ägypter zu ändern. In diese Zeit fällt die Ein- 
F. Hirts Realienbuch. Nr. 10. 8. Auflage. N. N. 1
	        
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