VIII. k'ulturverhältnisse im ausgehenden Mittelalter. 
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Vernichtung ihres Handels und den wirtschaftlichen Niedergang zur Zolge hatte. 
Die von der Hanse unterhaltenen Zredekoggen (Zriedensschiffe = Kriegsschiffe) 
waren in den nördlichen Meeren gefürchtet. 
c) Niedergang. Gegen Ende des 14. und im Beginne des 15. Jahrhunderts 
erstarkten die von der Hanse bevormundeten nordischen Staaten immer mehr in 
wirtschaftlicher und politischer Beziehung. 1397 schlossen sich Dänemart, Norwegen 
und Schweden zum Schutze gegen äußere Zeinde zusammen. Als gar im Jahre 1460 
Schleswig-Holstein mit Dänemark durch Personalunion vereinigt wurde, war das 
Übergewicht der Hanse gebrochen, vor allem, da es dem Landheere dieser TTtacht 
keine gleichartige Truppe entgegenstellen konnte. Dem Erstarken der deutschen 
Landesfürsten mußten die Städte ihre Selbständigkeit zum Opfer bringen, wie 
wir das in der Geschichte des Kurfürstentums Brandenburg deutlicher sehen werden 
(vgl. S. 52). 3u dieser (Einbuße nach außen wurde die Hanse auch durch innere 
Wirren stark erschüttert. Durch die Veränderung des Heringszuges, der sich vom 
15. Jahrhundert ab immer mehr von der Ostsee nach der Nordsee verschob, 
wurde besonders der Handel Lübecks sehr geschwächt. Das war ein neuer Anlaß, 
den schon bestehenden Gegensatz zwischen den „(Dsterlirtgen'' (Gstseestädten) und 
„IDefterlingen" (Nordseestädten) zu verschärfen. Dazu kamen in den einzelnen 
Städten erbitterte Parteikämpfe zwischen den Patriziern und den Zünften. Nach 
der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien verschob sich der Handel 
von dem TRittelmeer an die Küste des Atlantischen Ozeans. Damit war nicht 
nur die Blüte Venedigs und Genuas dahin, sondern auch die Hansestädte erlitten, 
als Vermittler des orientalischen Handels, schwere Einbußen. Alle, besonders die 
von Lübeck gemachten versuche, den Städtebund wieder zu beleben, waren um¬ 
sonst. Zuletzt hielten nur noch Hamburg, Bremen und Lübeck am Bunde fest. 
Sie führen heute noch den Namen Hansestädte. 
Da gleichzeitig mit der Hanse auch der Deutsche Orden zurückging (Erstarken 
Polens, Entstehen des russischen Reiches), war das Deutschtum im Norden und 
Nordosten seiner starken Stützen beraubt. 
VIII. Kulturoerfjältniffe im ausgehenden Mittelalter. 
a) Städtewesen. Es ist bereits erwähnt worden, wie sich in Sachsen aus den 
Burgen Heinrichs I. und am Rhein aus den Kolonien der Römer Städte ent¬ 
wickelten. Andere entstanden um Klöster, Stifter, Pfalzen; auch Dörfer wuchsen 
zu Städten an, besonders an wichtigen Handelsstraßen. ITtit der Einführung 
der Geldwirtschaft und der dadurch gesteigerten Handelstätigkeit nahmen die Städte 
an Wohlstand und Bedeutung zu. dölns Handel erstreckte sich um 1100 schon über 
ganz Deutschland und England. Schultheißen übten die Polizeigewalt, Gaugrafen 
und später Burgvögte die Gerichtsbarkeit aus; in den Bischofsstädten ging diese 
auf die Bischöfe über, bis die Städte sie ihnen während des Investiturstreits wieder 
entzogen. So entstanden die Reichsstädte. An Stelle der bischöflichen und könig¬ 
lichen Beamten traten nun Stadträte und Bürgermeister. Aus den Gemein- 
freien und den Ministerialen der Bischöfe und Könige entwickelten sich die Ge¬ 
schlechter oder das Patriziat, aus denen die Schöppen, Ratsherren und Schult¬ 
heißen durch Wahl hervorgingen. Da „die Stadtluft frei machte", zogen viele 
hörige, die ihren Gutsherren entflohen, in die Städte und vermehrten die Bürger, 
besonders den Handwerkerstand.
	        
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