71. Naturbildcr.
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Solche junge Wiesel, welche noch bei der Mutter sind,
J^aben das rechte Alter, um gezähmt zu werden. Die durchaus
irrige Ansicht, welche sich unter den Naturforschern von Buffon
fortgeerbt hat, dass unser Thierchen unzähmbar sei, hat
ScW oft Widerlegung gefunden, und wir haben verbürgte Be¬
obachtungen genug, welche uns von sehr zahm gewordenen
Wieseln berichten. Unter ihnen allen scheint mir eine von
^auenhand niedergeschriebene die anmuthigste zu sein,-und
^eshalb will ich sie im Auszuge wiedergeben.
„Wenn ich etwas Milch in meine Hand giesse“, sagt die
^ame, „trinkt mein zahmes Wiesel davon eine gute Menge,
schwerlich aber nimmt es einen Tropfen der von ihm so ge¬
übten Flüssigkeit, wenn ich ihm nicht die Ehre anthue, ihm
^oine Hand zum Trinkgefäss zu bieten. Sobald es sich ge¬
sättigt hat, geht es schlafen. Mein Zimmer ist sein gewöhn¬
ter Aufenthaltsort, und ich habe ein Mittel gefunden, seinen
^angenehmen Geruch durch wohlriechende Stoffe vollständig
'tzuheben. Bei Tage schläft es in einem Polster, zu dessen
nüerem es Eingang gefunden hat; während der Nacht wird
es in einer Blechbüchse in einem Käfig verwahrt, es geht aber
stets ungern in dieses Gefängnis und verlässt es mit Ver¬
zügen. Wenn man ihm seine Freiheit gibt, ehe ich wach
^erde, kommt es in mein Bett und kriecht nach tausend
ustigen Streichen unter die Decke, um in meiner Hand oder
Z meinem Busen zu ruhen. Bin ich aber bereits munter ge¬
worden, wenn es erscheint, so widmet es mir wohl eine halbe
Znde und liebkost mich auf die verschiedenste Weise. Es
sPielt mit meinen Fingern wie ein kleiner Hund, springt mir
Zf den Kopf und den Nacken oder klettert um meinen Arm
Zer um meinen Leib mit einer Leichtigkeit und Zierlichkeit,
^olehe ich bei keinem andern Thiere gefunden habe. Halte
lcb meine Hand vor in einer Entfernung von drei Fuss, so
Zwingt es in sie hinein, ohne jemals zu fehlen. Es zeigt grosse
Schicklichkeit und List, um irgend einen seiner Zwecke zu
Reichen, und scheint oft das Verbotene aus einer gewissen
am Ungehorsam zu thun.“
„Bei seinen Bewegungen zeigt es sich stets achtsam auf
es. was vorgeht. Es schaut jede hohle Ritze an und dreht
nach jedem Gegenstände hin, welchen es bemerkt, um
^ 2u untersuchen. Sieht es sich in seinen lustigen Sprüngen
e°bachtet, so lässt es augenblicklich nach und zieht es ee-
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