Full text: Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen

Oberhessen. 
V 
5. Groß-Gerau. 
Der Kreis umsaßt den größten Teil des fruchtbaren Riedes. Modau, Schwarzbach. 
Groß-Gerau am Schwarzbach, Sitz eines Amtsgerichts, höhere Bürgerschule, 
Fabriken; Trebur am Schwarzbach, zur Zeit der Karolinger ein bedeutender Ort 
(Reichstage 887, 1076); Gernsheim am Rhein, Geburtsort Peter Schöffers, dessen 
Denkmal hier steht, Kartoffelmehlfabrik, Zuckerfabrik; Erfelden am Altrhein, in dessen 
Gemarkung die Schwedensäule zur Erinnerung an den Übergang Gustav Adolfs über 
den Rhein (1631); Crumstadt, nahe dabei die Irrenanstalt Hofheim; Rüsselsheim ain 
Main; früher eine Festung, Fabriken; Gustavsburg zwischen Rhein und Main mit 
vielen Fabriken und großen Hafenanlagen. 
6. Heppenheim. 
Der Kreis ist durchweg gebirgig und von Neckar, der oberen Weschnitz und dem 
Ulfenbach bewässert. 
Heppenheim am Fuße der Starkenburg mit einer Landesirrenanstalt, einerRealschule 
und einer landw. Winterschule, Weinbau; Birkenau an der Weschnitz mit Schloß der Herren 
vonWamboldt: Fürth; Hammelbach mit ausgedehnten Sandsteinbrüchen; W ald-M°ichel- 
bach am Ulfenbach. in dessen Umgebung viele Sandstciubrüche; Viernheim, großes Dorf in 
sandiger Ebene. Tabaksbau; Wimpfen (wo?), Realschule, Salzwerk Ludwigshall; Hirsch¬ 
horn am Neckar, altes Schloß; Neckar-Steinach (wo?) mit 4 alten Burgen, Saudsteinbrüche. 
7. Offen bach. 
Der Kreis liegt im N.-O. der Provinz und ist fast ganz eben. 
Offenbach am Main, Sitz eines Amtsgerichts, mit einem Gymnasium, einer 
Realschule, Kunstgewerbeschule, Garnison rc., ist die bedeutendste Fabrikstadt Hessens. Die 
Offenbacher Industrie beschäftigt sich hauptsächlich mit Herstellung von Leder, Lederwaren, 
Anilinfarben, Wagen, Maschinen, Lichtern, Seife, Rauch- und Schnupftabak k. 
Berühmt sind auch die Osfenbacher Pfeffernüsse. Das Schloß der Grasen von Jsenburg- 
Birstein ist ein interessantes Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert; Neu-Isenburg mit vielen 
Fabriken wurde von französischen Kolonisten gegründet; Dreieichenhain mit den Ruinen 
einer Burg, bildete frühere den Mittelpunkt des kaiserlichen Forstes Dreieich; Offenthal, 
in dessen Nähe das Schloß Philippsruh; Rumpenheim am Main mit einem Schloß des 
Landgrafen von Hessen; Seligenstadt am Main, mit sehenswerter Pfarrkirche, in 
welcher noch Teile der Eginhardskapelle gezeigt werden, Reste einer hohenstaufischen 
Pfalz, Braunkohlen; Langen, landw. Winterschule, Haushaltungsschule; Groß-Steinheim 
mit einem ehemals kurmainzischen Schlosse und einem Basaltsteinbruch. Zum Kreise 
Offenbach gehört auch der Ort Steinbach bei Frankfurt. 
Höerhessen. 
Gib Lage und Grenzen an! 
Bodeilgestaltung. Die Provinz zerfällt in das rauhe Gruppengebirg des Vogels¬ 
bergs und das wohlbewüsserte Hügelland der Welteran. Der Vogelsberg nimmt fast 
den ganzen Osten der Provinz ein. Seine Ausläufer verbreiten fiel) östlich luib süd¬ 
östlich bis zur Fulda und Kinzig. Mit Recht führt dieses Gebirge den Namen Vogels- 
berg, denn es bildet eigentlich nur einen riesigen stumpfen Kegel, öon dem die Fluß- 
thälchen wie Furchen ringsum herabziehen. Querthäler fehlen gänzlich. Den Mittelpunkt 
des Gebirges bildet die zum Teil sumpfige Hochebene des Oberwaldes mit einer durch¬ 
schnittlichen Höhe von 600 m. Von hier erheben sich noch einzelne Kuppen, lvie der 
Taufstein (782 in), der Hoherodskopf, der Geißelstein, der Bilstein, die Feldkrücker 
Höhe. An diesen höchsten Ring schließt sich ein Kranz von niedrigeren Kuppen an. 
Nach S.-W. und W. füllt der Vogelsberg zur Wetterau ab; nach N. geht er 
in das hessische Hügelland über; nach S.-O. hängt er durch einen breiten Landrücken 
mit den Basaltgebieten der Rhön und des Spessarts zusammen. Die Hauptmasse des 
Gebirges besteht aus Basalt, nur am Rande findet sich Buntsandstein. An Eisenerzen ist 
der Vogelsberg reicher als der Odenwald. Der Ackerbau liefert — abgesehen von den 
Flußthälchen — geringe Erträge, dagegen sind Wiesen und Wald im Überfluß vorhanden. 
Die Wetterau gehört zu den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands. Ausgedehnte 
Braunkohlenlager und Mineralquellen in Bad-Nauheim, Schwalheim und Karben ver¬ 
leihen ihr noch einen besonderen Wert. Den Westrand der Wetterau bildet der 
Taunus, von dem noch einige Höhen über die Grenze treten, wie der Winterstein 
und der Johannisberg bei Bad-Nauheim, der Hausberg und der Schränzer bei Butzbach.
	        
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