Full text: Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen

Meder und Perser (Cyrus). 
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machten sich selbständig. Dafür dehnte sich Assyrien durch Eroberungen im Westen 
aus. Salmanassar eroberte Samaria, die Hauptstadt des Reiches Israel, und führte 
die angesehensten Einwohner gefangen weg. Er gedachte auch Jerusalem zu erobern, 
wurde jedoch durch den Ausbruch einer ansteckenden Krankheit in seinem Heere daran 
verhindert. Von jetzt an ging es abwärts mit dem assyrischen Reiche. Rabopolassar 
von Babylon machte demselben um 600 vollends ein Ende, indem er Ninive eroberte 
und gänzlich zerstörte. Unter dessen Sohn Nebukadnezar erlangte Babylon seine 
höchste Macht. Aber schon nach seinem Tode sank das Reich und kam unter die 
Herrschaft Persiens (536). 
Die Babylonier hießen auch Chaldäer. Ihre Priester weissagten aus dem Laufe 
und der gegenwärtigen Stellung der Gestirne die künftigen Geschicke der Menschen. In 
der That waren sie in der Sternkunde sehr erfahren. Sie verstanden die Mittagslinie 
zu bestimmen, den Tag nach dem Stand der Sonne in 12 Stunden zu teilen, Mond¬ 
finsternisse vorauszuberechnen rc. Ihre Schriftzeichen bestanden aus verschieden gruppierten 
keilförmigen Strichen (Keilschrift). 
Pie Stadt Aaöyton, auf beiden Seiten des Euphrat gelegen, galt im Altertum als die prächtigste 
Stadt der Erde. Sie bildete ein Quadrat von drei Meilen Seitenlänge. Ihre Mauern waren fest mit 
Erdharz verkittet und so breit, dah 16 Reiter sich darauf nebeneinander bewegen konnten. In die mit 
250 Türmen bewehrte Stadt führten 100 eherne Thore, Unter den Bauwerken sind als die berühmtesten 
zu nennen: die Tempelpyramide Baals (der babylonische Turm), die Euphratbrücke und die königliche 
Burg mit den schwebenden Gärten der Königin Semiramis, Letztere galten als eines der sieben Wunder¬ 
werke der Welt und waren von Nebukadnezar auf hohen, kunstvollen Terrassen zu Ehren seiner Gemahlin 
angelegt worden. 
5. Weder und Derser (ßyrus). 
Medien mit der Hauptstadt Ekbatana lag östlich von Assyrien und erstreckte sich 
über das Hochland von Iran. Persien dehnte sich südöstlich von Babylon bis zum 
indischen Ozean aus. Seine Hauptstädte waren Susa und Persepolis. Die Perser er¬ 
scheinen in frühester Zeit als ein tapferes und kräftiges Bergvolk. Die Jugend hielt 
man zu drei Dingen an: zum Reiten, zum Bogenschießen und die Wahrheit zu sagen. 
Es war dies eine Folge der Lehren des weisen Gesetzgebers Zoroaster, die in Medien 
und Persien Eingang gefunden hatten. Zoroaster lehrte bereits die Unsterblichkeit der 
Seele und eine gerechte Vergeltung. Nach seiner Lehre stehen die Menschen unter 
dem Einfluß eines guten und eines bösen Geistes (Ormuzd und Ahriman). Der 
Kampf zwischen gut und böse dauert 12000 Jahre. Zuletzt wird das Gute siegen. 
Die Lehren Zoroasters sind zusammengestellt in der Zend avesta, d. h. der hei¬ 
ligen Schrift. 
Cyrus. Der Befreier des Perservolks von der Dienstbarkeit der Meder und 
der Gründer des großen persischen Reichs ist Cyrus (in der Bibel Kores genannt). 
Die Sage erzählt von ihm folgendes: Einst träumte der medische König Astyages, aus 
dem Schoße seiner Tochter Mandane wachse ein Weinstock, der ganz Asien überschatte. 
Die Traumdeuter erklärten, ein Sohn der Mandane werde sich ganz Asien unterwerfen. 
Als mm Mandane, die mit einem vornehmen Perser, Kambyses, verheiratet war, einen 
Sohn bekam, so befahl Astyages feinem Hofbedienfteten Harpagus, das Kind zu töten. 
Doch dieser erbarmte sich desselben und übergab es einem Hirten zur Erziehung. 
Der Knabe wurde Cyrus genannt und wuchs kräftig heran. Durch Klugheit und Mut 
gab er seinem Großvater bald Gelegenheit, in dem Hirtenknaben seinen Enkel zu er¬ 
kennen und lieb zu gewinnen. Trotzdem wurde Harpagus für feinen Ungehorsam grau¬ 
sam bestraft. Der König ließ ihm nämlich das Fleisch seines eigenen Sohnes zubereiten 
und zum Essen vorsetzen. Nach dem Mahle zeigte man dem armen Vater Haupt und 
Hände seines Kindes und teilte ihm mit, was er verzehrt habe. Harpagus' ganzes 
Bestreben war fortan darauf gerichtet, wie er an dem König Rache nehmen könne. 
Als Cyrus erwachsen war, reizte er ihn gegen seinen Großvater auf. Er riet ihm, 
sich an die Spitze der Perser zu stellen und seinen Großvater vom Throne zu stoßen. 
Cyrus ließ sich dazu bewegen, besiegte 560 v. Chr. die Meder, indem ein Teil des 
Heeres unter dem haßerfüllten Harpagus zu ihm überging, und nahm seinen Gro߬ 
vater gefangen, den er aber gut behandelte. 
Krösus. An der Westküste Kleinasiens lag das Reich Lydien, das von Astyages' Schwager 
Krösus beherrscht wurde. Als dieser die wachsende Macht der Perser sah. gedachte er nicht zu warten.
	        
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