Full text: Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen

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Bilder aus der alten Geschichte. 
geworden ist. Das von Phidias erbaute Parthenon zu Ehren der Göttin Pallas 
Athene ist noch in seinen Trümmern bewundernswert. 
Der peloponnesische Krieg. Nach Besiegung der äußeren Feinde ging unter 
den Griechen das Bewußtsein ihrer Zusammengehörigkeit verloren. Die Eifersucht 
zwischen Athen und Sparta erwachte aufs neue und veranlaßte den peloponnesischen 
Krieg, der wie alle Bürgerkriege mit großer Erbitterung 27 Jahre lang geführt 
wurde. Griechenland verlor mehr und mehr seine Bedeutung und reifte dem Unter¬ 
gang entgegen. 
Sokrates. Zu jener Zeit lebte in Athen der weise Sokrates. Er war der Sohn eines Bild¬ 
hauers, hatte im peloponnesischen Kriege tapfer für sein Vaterland gekämpft und setzte sich das schöne Ziel, 
durch Lehre und Beispiel der Sittenlosigkeit und dem Irrglauben seiner Zeit entgegenzuwirken. Er 
suchte die Menschen zur Selbsterkenntnis, wie zur Erkenntnis des einen geistigen Gottes hinzuführen. 
Grotz war die Liebe, mit der alle Bessergesinnten ihni anhingen. Seine Feinde reizten das Volk gegen 
ihn ans und beschuldigten ihn, er verachte die Götter und verführe die Jugend. Und das verblendete Volk 
verurteilte den siebzig;ährigen Greis, der sein ganzes Leben dem Wohle seines Volkes gewidmet hatte, zum 
Tode. Mit Ruhe und edler Würde unterwarf Sokrates sich dem ungerechten Urteil und verschmähte selbst 
die dargebotene Gelegenheit, heimlich aus dem Gefängnisse zu entweichen. Seine Schüler bis zum letzten 
Augenblicke aufrichtend und tröstend, trank er den Giftbecher mit der Überzeugung, daß seine unsterbliche 
Seele in ein besseres Land entschweben werde (400). 
Epaminondas. Nach und nach hatten die Spartaner sich die Oberherrschaft 
über ganz Griechenland angemaßt. Auch die Stadt Theben hatten sie unterivorfen 
und übten unerträgliche Tyrannei. Da entstand eine Verschwörung, und die spar¬ 
tanischen Gewalthaber wurden verjagt. Die Thebaner beriefen nun den tapferen, edlen 
und weisen Epaminondas an ihre Spitze. Dieser war nicht allein ein ausgezeichneter 
Redner, sondern auch der bedeutendste Feldherr seiner Zeit. Gleich in der ersten 
Schlacht bei Leuktra brachte er den Spartanern eine entscheidende Niederlage bei. 
Durch eine weise Verwaltung erhob er seine Vaterstadt auf die erste Stelle unter den 
griechischen Städten. Noch einmal mußte er gegen Sparta kämpfen. Bei Man- 
tinca errang er einen zweiten Sieg. Doch kostete ihn dieser das Leben. Danach 
sank auch Theben wieder in seine frühere Ohnmacht zurück. 
Philipp von Makedonien trat nicht lauge danach die Erbschaft an. Schlau 
mischte er sich nach Thebens Niedergang in die griechischen Händel. Er hielt keine 
Burg für uneinnehmbar, aus die ein goldbeladenes Eselein einen Pfad finde. Die 
einen gewann er mit Gold, andere täuschte er listig oder bezwang sie mit der 
Schürfe des Schwertes. Nur einer durchschaute ihn, der Athener Demosthenes, 
der größte Redner und Staatsmann seiner Zeit. Er blieb allen Versuchungen 
Philipps gegenüber unbestechlich und wurde nicht müde, seine Mitbürger vor den 
Plänen des klugen Macedoniers zu warnen. Vergebens! Philipp drang in Griechen¬ 
land ein und siegte bei Chüronca (338). Großmütig gewährte er Frieden und 
ließ sich zum griechischen Feldherrn ernennen. Um den Griechen den Verlust 
ihrer Freiheit vergessen zu machen, hatte er den Plan gefaßt, das große Perser¬ 
reich der Herrschaft Griechenlands zu unterwerfen. Da ermordete ihn einer seiner 
Leibwächter. 
7. Das macedonische Weltreich. Alexander der Kroße. 
Alexander der Große, der Sohn Philipps von Macedonien, wurde 356 v. Chr. 
in derselben Nacht geboren, als der berühmte Dianatempel in Ephesus von Herostratus, 
einem überspannten Menschen, angezündet worden war. Sein Lehrer und Erzieher 
war Aristoteles, der berühmteste Gelehrte und Denker Griechenlands. Glühender 
Ehrgeiz flammte schon frühe in des Knaben Seele. „Mein Vater wird mir nichts 
mehr zu thun übrig lassen!" klagte er, als man ihm einen neuen Sieg desselben ver¬ 
kündigte. Das widerspenstige Roß Bucephalus, das vor seinem eigenen Schatten 
scheute, kehrte er um, sprang darauf und zwang es, seinem Willen zu gehorchen. Sein 
Vater, von der Klugheit seines Sohnes entzückt, rief aus: „Suche dir eiu anderes 
Königreich, mein Sohn, Macedonien ist zu klein für dich!" 
Unterwerfung Griechenlands. Erst 21 Jahre zählte Alexander, als der un¬ 
erwartete Tod seines Vaters ihn aus den Thron berief. Er zog nach Korinth, um
	        
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