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Aus Wald und Heide.
und nach einer Seite geneigt. Unter jedem Stielchen steht ein zartes Deckblättchen.
Ein solcher Blutenstand heißt einfache Traube.
Die Blümchen haben keinen Kelch. Die Blumenkrone bildet ein weißes Glöck¬
chen aus sechs verwachsenen Blumenblättern. Der Saum hat sechs Zähne. Jedes-
Glöckchen umschließt sechs Staubgefäße mit rotweißen Fäden und gelben Staubsäckchen.
Auf dem kugeligen Fruchtknoten steht der Griffel mit der dreiteiligen Narbe.
Frucht. Der Fruchtknoten wird zu einer roten Beere, ähnlich der Preißel-
beere. Im August wird sie reif. Aber nur wenige Maiblumen bringen Beeren.
Schneidet man die Beere quer durch, so zeigen sich drei Fächer. In jedem waren
anfangs zwei Sameneichen. Eins davon verkümmert gewöhnlich. Oft sogar hat die
ganze Beere nur einen oder zwei Samen.
Das Maiblümchen wird von armen Leuten im Walde gepflückt und in dev
Stadt verkauft. Ein kleines Sträußchen durchduftet das ganze Zimmer. Der Handel
mit Maiblumen bringt den Leuten ein schönes Stück Geld ein. Die Gärtner ver¬
stehen es, schon im Winter blühende Maiglöckchen auf den Markt zu bringen.
Verwandte. Eine Schwester des Maiblünichens ist die vielblütige Maiblume. Sie hab
einen hübschen Laubstengel mit zwei Reihen schöner Blätter und grünweißen, geruchlosen Blumen. Ihr
Wurzelstock erhält von den abgestorbenen Blütenstengeln Narben, welche Siegeleindrücken ähnlich sehen.
Abergläubische Leute empfehlen ihn als Zaubermittel beim Suchen verwünschter Schätze. Deshalb heißt
die Pflanze auch Springauf und Salomonssiegel. Weitere Verwandte sind das zierliche Schatten¬
blümchen mit zwei niedlichen herzförmigen Blättern und die giftige Einbeere.
Wichtiger ist der Spargel, der besonders in der Nähe von Städten massenhast angebaut wird.
Sein Wurzelstock treibt im Frühjahr fingerdicke zarte Stcngelsprossen, welche als Salat und Gemüse hoch¬
geschätzt sind. Die nicht abgeschnittenen Triebe bilden sich zu etwa 2 lq hohen Bäumchen mit fadenförmigem
Blattzweigen und grünweitzen Blütenglöckchen aus. Die reifen Früchte sind erbsengroße rote Beeren.
40. Erdbeere und Wrombeere.
Ausläufer. Die Erdbeere ist ausgezeichuet durch die Art ihrer Fortpflanzung:
und Fruchtbildung. In der Erde hat sie einen Wurzelstock, welcher Blätter, Blüten¬
stiele und südliche Ausläufer treibt. Diese Ausläufer kriechen am Boden hin und-
entwickeln Blätter und Knospen. Letztere bewurzeln sich und bilden dann neue Pflanzen.
Auf diese Weise vermehrt sich ein Stock sehr schnell.
Frucht. Die Erdbeere gehört zu den Rosenblütigen. Ihre Blüten stimmen
darum ini wesentlichen mit denen der Rose überein. In der Fruchtbildung zeigt sie
aber einen merkwürdigen Unterschied. Auf ihrem kegelförmigen Fruchtboden stehen
zahlreiche Fruchtknoten. Nach der Bestäubung vergrößert sich der Fruchtboden. Er
wird weich, saftig und rot und bildet dann die wohlschmeckende Erdbeere. Auf seiner
Oberfläche trägt er die eigentlichen Früchte, nämlich gelbe Nüßchen. Die Erdbeere
ist also gar keine Beere wie die Stachelbeere, sondern eine Scheinfrucht.
Nutzen. Die Erdbeere wächst überall häufig in Wäldern. Ihre Blütezeit
dauert vom April bis in den Herbst. Die jungen Blätter geben einen wohlschmeckenden
Thee. Auch in den Gärten werden viele Abarten der Erdbeere gezogen. Manche
zeitigen Früchte von der zehnfachen Größe der Walderdbeere. Aber den lieblichen
Duft und Geschmack der Walderdbeere besitzen sie nicht. Die Zucht und der Handel
mit Erdbeeren ist oft eine Quelle des Wohlstandes mancher Gegenden.
Brombeere. Da die Erdbeersrucht von Menschen und Tieren mit Vorliebe
verspeist wird, so liegt für die Pflanze die Gefahr der Ausrottung nahe. Infolge
ihrer Vermehrung durch Ausläufer und der Unverdaulichkeit der Samen bleibt sie
davor bewahrt. In ähnlicher Weise ist bei der verwandten Brombeere zur Erhaltung:
der Art vorgesorgt. Auch sie treibt Ausläufer, die bald zu einer undurchdringlichen
Hecke werden. Ihre Stengel und Blattstiele sind überdies noch zum Schutz vor
Feinden mit Stacheln bewehrt, die besonders zahlreich an den schutzbedürftigen jungem
Sprößlingen auftreten. In der Fruchtbildung zeigt die Brombeere gegenüber der
Erdbeere einen bemerkenswerten Unterschied. Ihre Steinfrüchtchen verwachsen nämlich
zu einer Sammelsrucht, welche auf dem kegelförmigen Fruchtboden fitzt.