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sie bieten aber den auf den Malfisch- und Robbenfang ziehenden Schiffen
Wasser. Die wenigen Bewohner sind die häßlichen Feuerländer, ein rohes
Fischervolk.
Das öde Patagonien wird von einem ihm gleichnamigen Iägervolk, den
patagoniern, bewohnt.
Die Magelhaensstraße ist schwer passierbar. Ringsum starren Berge
empor mit tiefen Felsspalten, Gletschern und eisigen Wasserfällen. Die Straße
ist wie die vielen anderen Wassergassen zwischen den Inseln nichts an¬
deres als ein unter Wasser gesetztes Tal der Rnden. Turmhohe Felswände
bilden ein Gewirr von Schluchten. In ihnen windet sich die dunkle Flut.
Tin Schiff mag wochenlang hier herumirren, ohne den Rusweg zu finden.
Die Dampfschiffe werden durch Lotsen geleitet. Gefährlicher noch ist die
Fahrt um das Kap Horn, einem nackten, schwarzen Felszacken mit mächtiger
Brandung und heftigen Stürmen. Die Segelschiffe sind gezwungen, diesen weg
zu nehmen, solange der Panamakanal nicht fertig ist.
3. Va§ Tiefland des Gnnoco und die Republik Venezuela.
I. Die Landschaft. Dieses Tiefland ist teils Urwald, teils eine weite,
baumlose Grasebene (die Llanos) mit duftenden Kräutern und herr¬
lichen Gräsern, Hirsche, verwilderte Pferde und Rinder weiden
hier rudel- und herdenweise. Der Jaguar erschleicht seine Beute. Rn den
Usern der Sümpfe hebt sich da und dort der Boden. Rlles flieht. Tin Kro¬
kodil oder eine riesige Schlange steht aus ihrem Schlammbett auf.
Tagereisen weit liegen die Hütten der Indianer auseinander, welche
Rinder und Pferde nach Bedarf einfangen. Rm Ufer und auf den Flußinseln
suchen sie auch Schildkröteneier in ihren Sandlöchern, um Gl und Fett
zu gewinnen.
Zur Zeit der Gewitterregen im Rpril sind die Llanos eine weite Wasser¬
fläche. Die Flüsse sind aus ihrem Bett getreten, und nur höhere Stellen der
Tbene ragen wie Inseln aus dem Wasser hervor, hier drängen sich
Pferde, Maultiere, Rinder und Hirsche, zusammen. Um weide zu suchen,
schwimmen sie von Insel zu Insel, oft stundenlang. Manche Füllen und Kälber
werden von den Krokodilen erhascht, die Riten entrinnen nur mit Mühe und
meist blutig gebissen.
II. Die Bewohner. Die rothäutigen Bewohner des Deltas
errichten der Überschwemmungen wegen ihre Hütten vielfach auf Bäumen.
Daher gab der weiße Entdecker dem Lande den Namen Venezuela, d. h.
Kleinvenedig. (Erinnere dich an die Stadtanlage von Venedig!)
Die Republik Venezuela besitzt neben dem Drinokogebiet auch die Nord-
küste Südamerikas, hier werden Kaffee, Baumwolle, Tabak und Kakao ge¬
wonnen. Die Hauptstadt ist Caracas.
6. Guayana, das Land, wo der „Pfeffer wächst".
I. Landschaft. Vas Bergland ist dicht bewaldet. In den Flußtälern und an
der Küste gedeihen im feuchtheißen Klima Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Pfeffer und
Baumwolle, viel Regen, Überschwemmungen und drückende Hitze machen aber die