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und wenn die Abendglocke hallt,
so red' ich, Herr, mit dir.
Einst öffnet jedem Guten sich
dein holder Freudensaal,
dann komm’ auch ich im Feierkleid
und setze mich ans Mahl. L. Uhland.
132. 038 väumclien.
Lin Vater reisete über da8 Meer in ein fernes Land.
Pflie er aber von dannen zog, berief er alle seine Kinder
Rammen. Er selbst aber trug ein Bäumchen in seiner
yand, und sie pflanzten es gemeinschaftlich. Da sprach
ner Vater: „Wenn ihr dieses Bäumchen ansehet, so gedenket
?ures Vaters in der Ferne. Ehe es dreimal blühet, hoff’
lch wieder bei euch zu sein, so Grott will.“ — Also sprach
er und zog von dannen, und das Bäumchen blühete schön
ttncl lieblich das erste Jahr.
Aber als nun der Vater über das Meer fuhr, da erhob
geh ein gewaltiger Sturm, und das Schiff scheiterte an den
Felsen, und der Vater ward in den Wellen begraben.
, Da weinten und trauerten die Kinder viele Monden
aug, und vor allem, wenn das Bäumchen Knospen gewann
llnd blühete, standen sie umher und weineten.
Da trat ein kluger Mann, ein Freund des Verstorbenen,
den Kindern und sprach: „Sehet, das Bäumchen hat
^üie Bedeutung verloren und ist euch zum Schmerz ge¬
worden, darum lasset mich es fortnehmen und anders wohin
Pflanzen, daß sein Anblick euch nicht ferner betrübe!“
Da antworteten die Kinder alle eininüthiglich und sprachen:
yAch nein, laß uns das Bäumchen! Blühet uns auch nicht
reude auf ihm, sondern Thränen und Schmerz, — so sind
s ja Thränen der Liebe und Schmerzen kindlicher Sehn¬
et. Ach nein, nimm uns das Bäumchen nicht!“
A. Krammacher.
133. Trost für
it,.?arum sind der Thränen
Mond so viel?
'? nianches Sehnen,
^ nicht laut sein will?
doch, lieben Brüder!
Adas unser Muth?
tz.uaat den Kummer nieder!
* wird alles gut.
mancherlei Thränen.
Ausgeschaut mit Freuden,
Himmelauf zum Herrn!
Seiner Kinder Leiden
sieht er gar nicht gern.
Er will gern erfreuen
und erfreut so sehr;
seine Hände streuen
Segens g'nug umher.