Full text: Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse

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öu dem Grabe meines Vaters. — Es war eine bittere trübe Em¬ 
pfindung, als ich das Grab meines Vaters erblickte, so einsam, so 
wüst und so verfallen! Ach, ich war von dem guten Vater aus¬ 
gezogen mit stolzen Hoffnungen. Reich wollte ich wiederkehren 
^ud sein im Alter pflegen. Es war aber alles anders gekommen: 
Er ruhte in der Erde, und ich war ärmer zurückgekehrt als ich 
ausgegangen war. Da hob ich das Bild des Großvaters, für das 
dir meinen letzten Thaler gegeben, in die Höhe, um mich wenig¬ 
es an den gutmüthigen Zügen zu erfreuen, die mich wilden 
?ouben so oft angelächelt hatten. Aber unter meiner derben Faust, 
ore Sonnenbrand, Eiseskälte und schwere Arbeit abgehärtet hat, 
brach der morsche Rahmen zusammen und — aus der Rückseite 
bes Bildes fielen englische Staatspapiere heraus, deren Werth sich 
wwch die Jahre und durch den fortlaufenden Zins verdoppelt hat. 
^er Großvater, der in seinen letzten Lebenslagen ängstlicher um 
Mb und Gut geworden, hatte wahrscheinlich dort all seine Schätze 
verborgen, ohne bei seinem so schnellen Tode meinem Vater dar¬ 
über Nachricht geben zu können. In einem einzigen Augenblicke 
wu ich nun ein reicher Mann geworden! Jene Papiere sind mein 
Mtmäßiges Eigenthum; denn bei diesem Schatze lag zugleich ein 
^vstament, das mich im Fall des Ablebens meines Vaters zum 
^vben des Großvaters ernennt. Jetzt kaufe ich unser Haus in der 
J^ßggaffe zurück, und in dem Prunksaale soll wieder wie in früheren 
Zeiten das Bild des Großvaters hängen. Mit meinem braven 
Mwr kann ich nun freilich den Reichthum nicht theilen, wohl aber 
wst dir, du wackeres Mütterchen, das Gott erkoren hatte, so lange 
seinen Schatz zu hüten. Komm mit niir, du sollst bei Jürge 
'Ovaun gute Tage haben." 
^ So geschah es auch. Mutter Else zog zu Jürge Braun, den 
nun, wie einstmals seinen Großvater, nur den reichen Braun 
annte — und sie führte ihm die Wirthschaft, 
lg.. Jürge Braun hat aber auch sonst noch Wort gehalten; denn 
. he hatte bei ihm fürwahr gute Tage. Er sorgte für sie wie für 
we Mutter, und betrachtete sich stets als ihren größten Schuldner. 
. .Beide ruhen nun längst in Frieden. Jürge Braun aber hat 
Win Hab und Gut, was er in dieser Welt zurücklassen mußte, 
w Spital vermacht, in welchem einst sein Vater verstorben war. 
W. Müller. 
160. Der Gottesacker. 
^'Wie sie so sanft \ 
Seligen, 
wpfer kämpften 
Kosten i'ebenskamp 
Wie sie so sanft ruh'n 
in den Gräbern, 
bis sie znm Lotn e erwecket werden.
	        
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