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Sie mögen sich erwürgen
am Fuß um Gut und Geld;
er bleibt auf den Gebirgen
der frohe Herr der Welt.
Fr. Novalis.
360. Altes Gold.
Wer mit offnen Augen durch die Welt gellt, braucht^
nicht zu hören, er sieht’s, daß „Geld regiert die Welt,“ aber
allemal schlecht genug. Streng beim Worte genommen ist
das Sprichwort ein Frevel; denn der Wille des Herrn ist’s,
der die Welt regiert. So meint’s aber das Sprichwort nicht;
es will vielmehr sagen, daß die Menschen sich gar häufig,
durch Geld leiten, bestimmen und — daß sich Gott erbarme!
— auch bestechen lassen, schwarz weiß zu heißen und
Schlechtes gut. Verworfenes Gesindel, das! — Es giebt
dessen aber viel in der Welt, und vor dem Schlechtesten
beugen sie sich tief, wenn er reich ist, während sie vor dem
Redlichsten, wenn er arm ist, kaum das Käppchen lüften-
Es heißt wohl im Sprichwort: „Der goldene Schlüssel
macht alle Thüren auf—nur eine nicht — die Him¬
melsthür“; denn „bei dem Herrn gilt ein anderes
Gewicht als das der Krämer.“ Das bedenke wohl!
Darum suche das, was vor Gott besteht. „Reich ist, wei'
einen gnädigen Gott hat,“ sagt ein herrlich Sprichwort,
das du dir ins Herz schreiben solltest. Wo aber das Trach¬
ten nach eitel Geld ist, da kehrt der Geiz ein und die Hab¬
sucht. „AVo Frömmigkeit wurzelt, da läßt der liebe
Gott einen Baum daraus werden, und wer Gottes
Wege gehen will, der darf die Dornen nicht scheuen»
die ihm der Teufel in den Weg legt.“ Er muß wacker
drein schreiten und sie aus dem AVege räumen, und wenn er
sich auch Fuß und Finger ritzt, „Gottes Gnade ist die
beste Heilsalbe.“ Die da reich werden wollen, fallen in
Versuchung und Stricke, sagt das Wort Gottes, und das echt
deutsche, fromme Sprichwort sagt dazu: „Lauf nicht»
wenn's blinkt und ein Vortheilchen winkt, gar
mancher, der’s that, sein Lebenlang hinkt.“ -7
„Ehrlich ist der rechte Weg, und der gerade ist
immer der beste.“ w. 0. v. Horn.
261. Sprichwörter.
Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Wer am
AVege baut, hat viel Meister. Wer bald giebt, giebt doppelt-