Full text: Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse

mm 
270 
Winter, Frühling und Sommer; vom Herbst kennen sie wedck 
Namen noch Gaben." Ueberhaupt fanden die Römer das LBs 
so unfreundlich, daß sie es für unmöglich hielten, jemand könnt 
Italien verlassen, um in Deutschland zu wohnen. J 
Unsere Vorfahren aber liebten dieses Land über alles, wen 
sie als freie Männer darin geboren waren, und weil des Lande- 
Beschaffenheit ihre Freiheit schützen half. Die Wälder und Sümpl' 
schreckten den Feind; die rauhe Luft, sowie die Jagd der wilden Thieü 
stählten die Kraft der Männer, und bei einfacher, natürlicher 
wuchsen sie zu so hohen Gestalten empor, daß die andern Völü'' 
sie staunend bewunderten. Fr. Kohlrausch- 
265. Lebensart und Sitten der alten Deutschen. 
Die alten Deutschen liebten das Leben in der freien Natur iib^ 
alles. Städte bauten sie nicht, sic verglichen sie den Gefängnissen. Dz 
wenigen Oerter, welche bei den römischen Schriftstellern unter dem NaU"'' 
von Städten vorkommen, waren wohl nichts als die Wohnsitze der 
nehmen, etwas größer und kunstreicher gebaut als die der gemeinen Freie'' 
und nnt Wall und Graben gegen feindliche Angriffe umgeben. 
Die niederdeutschen Völker legten zum Theil nicht einmal zusauittu'' 
hängende Dörfer an, sondern lebten aus Einzelhöfen. Die Häuser foir 
in der Mitte der Feldmark, die zu ihnen gehörte und mit einem Geh^ 
umschlossen war. Nicht künstlich war der Bau dieser Häuser. Mit ^ 
Axt zugehauene Balken wurden aufgerichtet und verbunden, die Fächer ,»^ 
geflochtenen Weidenzweigen gefüllt und mit Lehm und Stroh zu en'^ 
festen Wand beworfen. Ein Strohdach deckte das Ganze, welches aU 
das Viel) in sich faßte, und zum Zierat färbten sie die Wände mit W 
glänzenden Farben. f 
Wo ein Hain, wo eine Quelle sie lockt, sagt Tacitus, da wäh.., 
sie ihren Wohnplatz. Also mochte oft der Nutzen und die BequemlE^ 
der Liebe zu der freien und schöne»! Natur nachstehen; und auch desh?! 
mochten sie ihr Vaterland so sehr lieben, well cs eine große Ma»n>.'b 
faltigkeit an Berg und Thal, an Wald und Wiese und an Gewußt 
aller Art ihnen darbot. . 
Dieses starke Naturgefühl, welches in unsern Vorfahren von Aus^s 
an gelebt hat, ist ein Grundzug des deutschen Wesens. Es wird w' 
so lange wir es bewahren, vor der Erschlaffung der Sinne und der S'w 
schützen, in welche die gebildetsten Völker des Alterthums durch lieber'^ 
feineruug und Ueppigkeit und durch Zusammendrängen in große 
versunken sind. ' ' j 
Der Deutschen Lieblingsbeschäftigung war nächst dem Kriege . 
Jagd, und sie selbst war ein Krieg; denn die Wälder bargen außer' 
noch jetzt gewöhnlichen Wilde auch Wölfe, Bären, Auerochsen, 
thiere, Elenthiere, wilde Schweine und viele Arten der großen 
Vögel. Daher wurde der Knabe von Jugend auf im Gebrauche \ 
Waffen geübt, und das war ein festlicher Tag, wenn er zuerst mit r 
Vater im Walde den reißenden Thieren nachjagen durfte.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.