Full text: Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse

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^Üch rüsteten. 
Hie ersten Scharen, die 200,000 Mann betrugen, waren freilich 
i ,|er erschien als ein Bote Gottes. Papst Urban aber berief eine 
i ■fe Versammlung nach Piacenza, dann nach Giermont. Ueber 
3 ¡ Erzbischöfe, Bischöfe und Aebte, viele Fürsten, unzählig viel Volk war 
a ¿mmelt, und lauschte der Rede Urbans, welcher von den heiligen 
u 2* Rn sprach, wo der Herr gewandelt, gelitten und aus dem Grabe 
q standen sei, und als er nun den Greuel der Verwüstung an 
a ¿er Stelle schilderte und aufforderte, das heilige Grab zu erretten, 
h Ertönte es laut aus der ganzen Versammlung: „Gott will es! 
r. J“ Will es!“ und als Zeichen des Gelübdes heftete man sich ein 
s , j's Kreuz auf die rechte Schulter. Von allen Seiten, namentlich 
Rhein, sammelten sich die „Kreuzfahrer,“ während die Fürsten 
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» Zusammengelaufenes Gesindel; sie zogen voraus und fanden 
l Rntheils ihren Tod, ehe sie noch etwas vom heiligen Lande ge- 
le 3 hatten. I)en eigentlichen ersten Kreuzzug, der im Jahre 1096 
n ¿U, führte Gottfried von Bouillon an, ein edler, tapferer und 
r ¡¿er Herzog aus Frankreich. Mit 90000 Streitern, meist Fran- 
ie ^ Und Italienern, zog dieser über den Rhein und durch Deutsch¬ 
st t ’ Und weil er strenge Mannszucht hielt, so kam er glücklich 
1- ¡L^°nstantinopel an, wurde aber von dem griechischen Kaiser, 
in Constantinopel seinen Sitz hatte, argwöhnisch behandelt. 
y filier in Kleinasien vorgenommenen Musterung fand man das 
ii ¡L6 Heer der Kreuzfahrer auf 100000 Mann zu Fuß und eben so 
3: ¿Ritter und Reiter angewachsen; die Weiber, Kinder, Mönche, 
11, ¿e u. dgl. mit eingerechnet, betrug die ganze Zahl des Christen- 
31' $ gegen 600000 Seelen. Unter unsäglichen Mühseligkeiten, von 
>11 und Hitze gequält, von den Türken schrecklich verfolgt und 
in ¿Rn Griechen mannigfaltig verrathen, zogen sie durch Klein- 
ii- und erkämpften nach achtmonatlicher Belagerung Antiochien. 
ijj ^och ein ganzes Jahr hatten sie viel zu leiden, ehe sie Jerusalem 
zl |*n. Namenlose Wonne ergriff sie, als die langersehnte Stadt 
in ¿i*1 vor ihren Blicken lag. Sie jauchzten und weinten vor 
rt ¿Rn, warfen sich nieder, küßten den Boden und wären freilich 
n- 1 gleich eingezogen. Aber die Stadt hatte eine feste Lage 
in 6s, ¿r von 60000 Muhamedanern besetzt, während das große 
t ¿Rr Kreuzfahrer auf 20000 Mann zu Fuß und 1500 Reiter zu- 
>s- (; ¿geschmolzen war. Erst nach einem furchtbaren, Wochen 
je ^ Ri'tgesetzten Kampfe erstürmten sie die Stadt am 15. Juli 1099. 
gH ¿¿g es an ein Würgen, das beispiellos war. Alle Straßen 
lit mit Mord erfüllt. Als die Eroberer des Türkenblutes satt 
r’ traf ihre Mordlust die Juden. Dieselben wurden in ihre 
J°ge zusammengetrieben und mit ihr verbrannt. Ein solcher 
¿etlicher Mordgeist beseelte die Kreuzfahrer und nicht weniger 
^u°ht; auch die verborgensten Winkel der Stadt wurden nach 
durchspäht. Gottfried nahm weder an diesen blutigen, noch 
^ Jagen nach Beute Antheil. Sobald der Sieg entschieden 
¿¿gab er sich noch während des Mordgetümmels, von drei 
¿gleitet, in wollenem Pilgerhemd und mit entblößten Füßen 
“r Stadt, wallte um ihre Mauern, ging durch das Thor, welches
	        
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