aufwachsen sehen, ich sah sie Männer werden, Kinder und Kindes"
kinder zeugen, und nun habe ich von meinem Alter alle bis aus
sieben zu Grabe begleitet. Gott, du weißt meine Stunde, wem
ich meinen Brüdern folgen soll. Meüle Kräfte nehmen ab, aber
mein Auge harret Dein, o Herr! Unser Leben ist wie eine Bluwe
des Feldes, die am Morgen blühet, am Abend aber verwelket
(Ps. 103,15—17. 13, 6). O Herr, unser Herrscher, du bist gnädig
den Menschen, die auf dich trauen; darum hoffet meine Seele auf,
dich. Aber der Weg des Sünders führt zum Verderben.
Kinder meines Dorfes, o ihr Lieben, lasset euch lehren, wie
es den Gottlosen geht, damit ihr fromm werdet! Ich habe Kinder
gesehen, die ihren Eltern trotzten und ihre Liebe für nichts achteten,
und allen, allen ist es am Ende übel gegangen. Ich kannte des
unglücklichen Ulis Vater; ich habe mit ihm unter einem Dache
gewohnt und mit meinen Augen gesehen, wie der gottlose Sohn '
den armen Vater kränkte und schimpfte, und in meinem Leben
werde ich es nicht vergessen, wie der alte, arme Mann eine Stunde
vor seinem Tode über ihn weinte. Ich sah den bösen Buben bei
seinem Begräbniß lachen. Kann ihn Gott leben lassen, den Böse"
wicht? dachte ich. Was geschah? Er nahm ein Weib, das viel
Gut hatte, und er war jetzt im Dorf einer der Reichsten und ging
in-seinem Stolz und seiner Bosheit einher, als ob niemand stn
Himmel und niemand auf Erden über ihm wäre. Ein Jahr ging
vorüber, da sah ich den stolzen Uli bei dem Begräbniß seiner FraN
heulen und weinen. Ihr Gut mußte er ihren Verwandten bis
auf den letzten Heller zurückgeben, und er war plötzlich wieder arn>
wie ein Bettler. In seiner Armut stahl er, und ihr wisset, welch
ein Ende er genommen hat. Kinder, so sah ich immer, daß das
Ende des Gottlosen Jammer und Schrecken ist.
Ich sah aber auch den tausendfachen Segen und Frieden in
den stillen Hütten der Frommen. Es ist ihnen wohl bei dem, wa,6
sie haben. Bei wenigem ist ihnen wohl, und bei vielem sind sie
genügsam. Arbeit in ihren Händen und Ruhe in ihren Herzen,
das ist das Theil ihres Lebens. Sie genießen froh das Ihrige
und begehren nicht, was ihrem Nächsten gehört. Der Hochmuth
plagt sie nicht, und der Reid verbittert ihnen ihr Leben nicht/
daher sind sie immer frommer und zufriedener und mehrentheils
auch gesünder, denn die Gottlosen. Sie besitzen auch des Lebens
Nothwendigkeit sicherer und ruhiger; denn sie haben ihren Kops
und ihr Herz nicht bei Bosheiten, sondern bei ihrer Arbeit ut^
bei den Geliebten ihrer stillen Hütten. So ist ihnen wohl i"'
Leben. Gott im Himmel sieht herab auf ihre Sorge und aas
ihren Kummer und hilft ihnen.
Kinder meines Dorfes und ihr Lieben, ich sah viel frontn,c