Full text: Das fünfte Schuljahr

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Manne ein Haus bauen kann." Große Summen Geldes wurden an 
die einzelnen Provinzen verteilt, um den Bewohnern wieder aufzuhelfen. 
In den Gegenden, die besonders vom Kriege gelitten hatten, erließ 
der König den Leuten aus eine Zeit lang die Steuern. Sehr viel 
Geld gab Friedrich von seinen eigenen Ersparnissen her. „Ich bin 
arm, aber der Staat ist reich; das Geld gehört nicht mir, sondern dem 
Staate," pflegte er zu sagen. Friedrich entließ auch eine Anzahl Sol¬ 
daten in die Heimat, um den Acker zu bebauen. Er zog auch fremde 
Kolonisten in sein Land und schenkte ihnen Ländereien, damit sie die¬ 
selben bebauten. Die Landleute wurden angehalten, fleißig Kartoffeln 
zu bauen. Der König ließ große Mengen von Kartoffeln aus Holland 
und England kommen und verteilte sie in alle Provinzen; aber die 
Bauern hatten kein Zutrauen zu dem neuen Gewächs, erst nach und 
nach wurde der Kartoffelbau allgemeiner. Große Freude machte es 
dem Könige, Sümpfe und Wüsteneien in fruchtbare Felder und Wiesen 
verwandeln zu können. Mit vielen Kosten ließ er das Oderbruch 
trocken legen. Diese Sumpfgegend wurde fast alljährlich überschwemmt. 
Die wenigen und ärmlichen Bewohner nährten sich von Fischfang und 
Viehzucht. Der König rief Holländer herbei und ließ diese Gegend 
entwässern. Die Holländer mußten Dämme bauen, um das Austreten 
der Oder zu verhindern, und tiefe Grüben anlegen, um das Land zu 
entwässern. Aus diese Weise wurden hier 225000 Morgen fruchtbares 
Ackerland gewonnen, die nun Tausenden von betriebsamen Bewohnern 
reichliches Einkommen gewähren. Als Friedrich der Große später ein¬ 
mal die schönen Felder und Wiesen des Oderbruchs sah, rief er erfreut 
aus: „Da habe ich mitten im Frieden eine schöne Provinz gewonnen." 
Ähnliches geschah auch im Warthe- und Netzebruch, wo 125000 
Morgen gewonnen wurden. Auch die Niederungen am Rhin und 
an der D o s s e ließ Friedrich der Große entwässern und hier neue 
Dörfer anlegen. In solche neueingerichtete Kolonieen berief er An¬ 
siedler vom Rhein, aus der Pfalz und aus Holland und übergab ihnen 
vollständig eingerichtete Wirtschaften. Auch für W e st p r e u ß e u , das 
ihm durch die erste Teilung Polens zugefallen war (1772), sorgte er 
mit großem Fleiß. In dies Land, das unter polnischer Herrschaft in 
einen jammervollen Zustand geraten war, schickte er seine besten Be¬ 
amten. Er zog über 11000 deutsche Ansiedler in das Land, gründete 
Schulen, Städte und Dörfer, und in zehn Jahren herrschte Zucht und 
Ordnung in diesem Lande.
	        
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