Full text: Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen

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12. Eilte Peter nicht, der lange, 
gleich im Augenblick herzu, 
fände er, es ist mir bange, 
hier im Teich die ew’ge Ruh* 
13. In das Haus zurückgetragen, 
hört er auf die Mutter nicht, 
schweigt auf alle ihre Fragen, 
schließt die Augen trotzig — dicht. 
14. Von dem Zucker, den sie brachte, 
nimmt er zwar zerstreut ein Stück; 
doch den Tee, den sie ihm machte, 
weist er ungestüm zurück. 
15. Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend, 
und auf einer Fensterbank, 
spinnend und sich emsig putzend, 
sitzt sein Kätzchen blink und blank. 
16. „Lebt sie, Mutter?" „Dem Verderben 
warst du näher, Kind, als sie!" 
„Und sie soll auch nicht mehr sterben?" 
„Trinke nur, so soll sie's nie!" 
Friedrich Hebbel. 
125. Vom Mäuslein. 
Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch! 
Es ist nichts sicher in Küch’ und Keller, nicht in der Schüssel, 
nicht auf dem Teller. Wo’s was riecht, da ist es gleich; wo's 
was kriegt, da frißt es gleich; wo ein Braten dampft, kommt das 
Mäuslein und mampft. Unter der Bank in den Küchenschrank 
hat es gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch 
und jag es wieder aus dem Haus in das freie Feld hinaus!“ Da 
macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein, 
bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut’ nacht! Mach 
auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch; sonst wirst 
du gefangen und aufgehangen.“ Der Koch aber deckt zu alle 
Schüsseln und stellt auf die Falle hinten im Eck und tut hinein 
den Speck, sperrt die Küche zu, geht und legt sich zur Ruh’; 
das Mäuslein aber ist ruhig und wispert leis: „Das tu’ ich.“ 
Aber es hat nicht lang gedauert, so kommt schon das Mäuslein 
und lauert und sagt: „Wie riecht der Speck so gut! Wer weiß, 
ob’s was tut? Nur ein wenig möcht’ ich beißen, nur ein wenig 
möcht’ ich speisen. Einmal ist keinmal.“ So spricht fein Mäus-
	        
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