VI. Kilder ans der Naturkunde«
1. Des Menschen Freunde und Feinde aus
Tier- und Pflanzenwelt.
299. Feinde und Freunde des Apfelbaums.
1. Birnbaum und Apfelbaum blühn, der Apfelbaum besonders
schön, weil seine Blüten überhaucht sind mit leiser Rosafarbe. Das
ist dasselbe lichte Rot wie auf den Wangen frischer, blühender Kinder,
die draußen in der freien Natur Luft und Sonne reichlich genießen
dürfen. Da biegt sich ein Apfelzweig tief herab; frische Blüten und
junge Blätter laden zur Beobachtung ein. Was ist nur das für ein
eigentümliches Leben am Blatte? Du sprichst, es sähe aus wie Un¬
geziefer, und unrecht hast du nicht. Es sind Blattläuse, die hier
in Menge auf einem Blatte zuhauf sitzen und eine Kolonie, eine
Blattlausherde bilden. Sie stechen mit ihrem spitzen Rüsselchen das
Blatt an und saugen seinen Saft. Der Pflanzensaft ist ihre Nahrung.
Der wird in ihrem Leibe noch besonders versüßt und zuckerhaltig.
Ei, siehe da, was will die Ameise auf dem Blatte so hoch da
oben? Wo ist sie hergekommen? Das Herkommen kannst du dir
ja leicht erklären. Sie ist mit ihren sechs Beinen am Stamm aufwärts,
am Aste her und auf das Blatt gekrochen. Dies Turnkunststück ist
ihr eitel Spaß und Freude. Und Genuß bringt ihr nun das Hiersein.
Wir sehen, daß die Ameise an die Blattlauskolonie heraneilt und an
einer größern Blattlaus anhält. Sie hat sich eine überaus fette
ausgesucht. Sie senkt ihre Fühler vorn am Kopse und hebt das vor¬
dere Paar der Beine und kitzelt damit die Blattlaus an den Bauch¬
seiten. Ob das der Blattlaus lächerlich vorkommt, wissen wir nicht,
aber den Reiz verspürt sie. Sie läßt die zuckersüßen Tröpfchen fahren,
und die Ameise hat nichts Eiligeres zu tun, als die Zuckertropfen auf¬
zulecken, zu schlürfen. So wird die Blattlaus gemolken. Die Blatt¬
laus ist die Milchkuh der Ameise. Siehe wieder, in der Natur dient