340. Uleihnachtssest.
Der Winter ist gekommen 5. Und wie sie da nach oben
und hat hinweggenommen die Blicke schüchtern hoben
der Erde grünes Rleid; und sahn den Engel stehn,
Schnee liegt ans Blütenkeimen, da standen sie im Strahle,
kein Blatt ist an den Bäumen, wie wenn zum ersten Male
erstarrt die Flüsse weit und breit, die Rinder einen Lhristbaum sehn.
2. Da schallen plötzlich Rlänge
und frohe Festgesänge
pell durch die Winternacht.
In Hütten und Palästen
ist rings in grünen Ästen
»-in bunter Frühling aufgewacht.
3. wie gern doch seh' ich glänzen
mit all den reichen Rränzen
den grünen Weihnachtsbaum,
¿cmi der Rindlein Mienen,
von Licht und Lust beschienen!
Wohl schönre Freude gibt es kaum!
6. Ist groß schon das Entzücken
der Rinder, die erblicken,
was ihnen ward beschert, —
wie haben erst die Runde
dort aus des Engels Munde
die frommen bsirten angehört!
7. Und rings ob allen Bäumen
sang in den Himmelsräumen
der frohen Engel Schar:
„Gott in der Höh' soll werden
der Ruhm und Fried' auf Erden
und Wohlgefallen immerdar!"
4, Da denk' ich jener Stunde,
als in des Feldes Runde
die Hirten sind erwacht,
geweckt vom Glanzgefunkel,
das durch der Bäume Dunkel
ein Engel mit herabgebracht.
8. Drum pflanzet grüne Äste
und schmücket sie aufs beste
mit frommer Liebe Hand,
daß sie ein Abbild werden
der Liebe, die zur Erden
solch großes Heil uns hat gesandt.
9- Ja, laßt die Glocken klingen,
daß, wie der Engel Singen,
sie rufen laut und klar:
„Gott in der Höh soll werden
der Ruhm und Fried' auf Erden
und Wohlgefallen immerdar."
Robert Reinick.
341. Neujahrslied.
{. Mit der Freude zieht der Schmerz
traulich durch die Zeiten,
schwere Stürme, milde Weste,
oange Sorgen, frohe Feste
wandeln sich zur Seiten.
3. War's nicht so im alten Jahr?
wird's im neuen enden?
Sonnen wallen auf und nieder,
Wolken gehn und kommen wieder,
und kein Wunsch wird's wenden.
2. Und wo eme Träne fällt, % Gebe denn, der über uns
blüht auch eine Rose. wägt mit rechter wage.
Schon gemischt, noch eh'wir's bitten, jedem Sinn für seine Freuden,
ist für Throne und für Hütten jedem Mut für seine Leiden
Schmerz und Lust im Lose. in die neuen Tage.