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Umgegend birgt. So liegt sie im Mittelpunkte zahlreicher Zechen
und eines dichten Eisenbahnnetzes. Da hat sich denn daselbst
eine wahrhaft erstaunenswerte Fabriktätigkeit entwickelt. Na-
mentlich wird hier viel Eisen zubereitet und verarbeitet. Schon
wenn man sich der Stadt aus der Ferne nähert, erblickt man
einen Wald riesiger Schornsteine. Die größte aller Fabriken
ist die „Union", die etwa 9000 Manschen beschäftigt. Auch
ist Dortmund durch seine Brauerieu, deren es gegen 60 hat,
berühmt geworden. Dortmunder Bier wird weithin versandt
und ist sehr beliebt. Im Nordwesten der Stadt liegt der Hasen
am Ende des Dortmund-Ems-Kanals.
Dortmund war bis zum Jahre 1803 eine freie Reichsstadt
und spielte unter den Städten Westfalens eine bedeutende Rolle.
1815 kam sie an Preußen. Im Mittelalter war sie von gewal-
tigen Mauern mit 60 Türmen umgeben; 13 Dörfer gehörten
noch mit zu ihrem Gebiet. Aus ihr stammt Bertold^
Schwarz, der Erfinder des Schießpulvers. Wiederholt wurde
sie von deutschen Kaisern besucht. Besonders festlich ging es
her, als Karl IV. hier im Jahre 1377 drei Tage lang Hof
hielt. 1899 war Kaiser Wilhelm II. bei Eröffnung des Dort-
mund-Ems-Kanals Gast der Stadt.) Von den alten Festungs-
werken ist jetzt nichts mehr zu sehen. Aus alter Zeit stammen
aber noch die Reinoldikirche und das Rathaus, welches in
jüngster Zeit wieder herrlich hergestellt, worden ist. Nördlich
der Stadt liegt der „Fredenbaum", ein wohlgepflegter städtischer
Wald. Dns Gebäude an seinem Eingange hat einen der größten
Säle Deutschlands, der viele tausend Menschen aufnehmen kann.
Nach Süden hin liegt die „Kronenburg", auch mit herrlichen
Anlagen versehen, und der „Kaiser-Wilhelm-Hain", den Dort-
munds Bürger zu Ehren Kaiser Wilhelms I. errichtet haben.
Dortmund war als Mittelpunkt der heil. Feme weit berühmt.
Bis in die neueste Zeit stand inmitten des Bahnhofs eine uralte
Linde, der „Königsstuhl bei Dortmund", eine Stätte der westfä-
lischen Femgerichte.
Lünen an der Lippe treibt Ackerbau und Industrie.
Einst wurde die Stadt von dem münsterschen Bischof Bernhard von
Galen belagert und nach tapferer Gegenwehr mit Sturm genommen.
Bernhard gab seinen Soldaten den Befehl, die Mauern zu schleifen, die
Häuser anzuzünden und die ganze Stadt dem Erdboden gleich zu machen.
Erst als zwölf weiß gekleidete und schön geschmückte Jungfrauen vor ihm
erschienen und mit Tränen in den Augen um Gnade baten, wandelte sich
der Zorn des Bischofs in Mitleid, und er verließ noch in derselben Stunde
mit aller Mannschaft die Stadt.