448
T-'enden ein „preußischer" Prinz — als solchen betrachteten ihn
die Franzosen — ans den Thron käme. Deshalb forderte der
Gesandte des Kaisers Napoleon, der König von Preußen solle
dem Prinzen verbieten, die Krone Spaniens anzunehmen. Der
König erklärte, daß ihn die Sache nicht anginge. Die Sprache
des französischen Hofes wurde drohender, und hochherzig verzich¬
tete Leopold von Hohenzollern, um ein „unabsehbares Unheil
zweier Völker zu verhüten," ans die spanische Krone. Man hätte
glauben sollen, daß dadurch selbst der Schein eines Vorwandes
.zu einem Kriege geschwunden sei. Aber Napoleon wollte den
Krieg. Er erklärte sich nicht zufrieden mit dem Verzichte und
forderte durch seinen Gesandten Benedetti ans die unpassendste,
unerhörteste Weise von dem greisen Könige, der im Bade Ems
zur Kräftigung seiner Gesundheit weilte, er solle sich verpflichten,
niemals zu gestatten, daß ein Prinz ans dem Hanse Hohenzollern
die spanische Krone annehme. Würdig und fest lehnte der König
die Zumutung ab und gab dem unverschämt sich aufdrängenden
französischen Gesandten kein weiteres Gehör. Ans den Bericht
des letzteren hin erklärte die französische Kammer, beistimmend
den Vorschlägen der kaiserlichen Regierung, am 15. Juli fast
mit Einstimmigkeit, daß zur Wahrung der französischen Ehre, zur
Demütigung des unersättlichen Ehrgeizes Preußens das Schwert
gezogen werden müsse. Am 19. traf die Kriegserklärung in
Berlin ein. Mit tiefster Entrüstung vernahm das ganze deutsche
Volk die Kunde, daß der Erbfeind freventlich den Frieden zu
stören wage. Das gesamte Deutschland erkannte, daß es nicht
Preußen allein, sondern ganz Deutschland gelte, und treu den
geschlossenen Verträgen, treu ihrer deutschen Gesinnung erhoben
sich die Staaten des Südens, um im Verein mit dem Nord¬
bunde fränkischem Übermute die Spitze zu bieten. Eine heilige
Begeisterung, größer noch, als in den Tagen der Befreiungskriege
1813 und 14 durchglühte aller Herzen. Von allen Seiten
strömten die kräftigen Jünglinge zu den Bannern des tief be¬
leidigten Vaterlandes. Wohl erfüllte bange Besorgnis vor dem
Ausgange eines Krieges gegen einen Feind, dessen militärische
Tüchtigkeit nur zu hoch angeschlagen wurde, manche Brust; der
Entschluß aber stand bei jedem fest, Blut und Leben der Rettung
.des Vaterlandes freudig zum Opfer zu bringen. Ernst und eut-