Full text: Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen

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einem flüssigen Körper und gebundener Wärme. — b. Wasserdampf von 
80° R ist vollständig unsichtbar; wird ihmjedoch allmählichWLrme entzogen, 
so verwandelt er sich zunächst in ganz feine, weiße Wasserbläschen (Nebel) 
und endlich durch weitere Abkühlung wieder in Wasser. Bei der Rück¬ 
kehr eines luftförmigen Körpers in den flüssigen und eines flüssigen 
Körpers in den festen Zustand wird die gebundene Wärme wieder frei. 
Daher ist die Temperatur in der Nähe eines Teiches oder Flusses, dessen 
Wasser sich in Eis verwandelt, verhältnißmäßig höher als anderswo. 
Auch wenn die Dünste in der Luft sich in Schnee verwandeln, wird ge¬ 
bundene Wärme frei, was man fast in jedem Winter beobachten kann, 
wenn nach strenger Kälte Schncefall eintritt. 
ß. 96. Papinscher Topf, 1667. a. Die vom Boden eines 
Kochgefäßes aufsteigenden Dampfblasen haben das Gewicht der darüber 
befindlichen Wasserschicht mit dem darauf lastenden Luftdruck zu über¬ 
winden. Wird der Luftdruck vermindert, so haben die Dampfblasen 
einen geringern Gegendruck zu überwinden und die Flüssigkeit kommt 
leichter zum Kochen. Pulshammer. Lauwarmes Wasser beginnt im luft¬ 
verdünnten Raume unter dem Recipienten der Luftpumpe wieder zu 
kochen. Wird dagegen der Luftdruck vermehrt, so wird das Sieden ver¬ 
zögert. Hieraus geht hervor, daß auf hohen Bergen das Wasser schon 
früher kochen muß, als in der Meereshöhe oder in tiefen Erdschachten. 
Auf dem Montblanc siedet Wasser schon bei 68 R, auf der Hochebene 
von Quito bei 72". Je früher auf einem Berge das Sieden eintritt, 
desto höher muß der Berg sein; daher läßt sich das Thermometer und 
der Siedepunkt des Wassers zu Höhenbestimmungen benutzen. — b. Auf 
hohen Bergen kann in einem offenen Gefäße kein Fleisch mehr gar ge¬ 
kocht werden. Man muß zu diesem Zwecke den Druck auf die Flüssig¬ 
keit vermehren, indem man das Gefäß luftdicht verschließt und die ent¬ 
wickelten Dämpfe auf die Flüssigkeit drücken läßt. Der Dampf nimmt 
einen 1700 mal größern Raum ein als das Wasser, woraus er entstan¬ 
den. In einem verschlossenen Gefäße kann man Wasser weit über 80 R 
hinaus erwärmen und Leder und Knochen zu einem Brei zerkochen, 
-j- Digestor. — Sicherheitsventil. 
tz. 97. -sa. Leiden fr oft s Ver such und die Feuer probe. —b. 
Verdunstung. Auch bei gewöhnlicher Temperatur verdunstet Wasser, jedoch 
in geringerm Grade. Das Trocknen der Wäsche ist ein Beweis davon. 
Warme Luft faßt mehr Dämpfe als kalte. Durch Wär me, Luftzug 
und V ergrößerung der Verdunstungsfläche wird die Verdunstung 
beschleunigt. Wo Verdunstung stattfindet, wird Wärme gebunden; 
folglich muß durch jede Verdunstung Kälte erzeugt werden. Die Ver¬ 
dunstungskälte wird zur Abkühlung von Flüssigkeiten, besonders in 
warmen Ländern, und zur künstlichen Eisbereitung benutzt. 
§. 98. Wasserdampf der Luft. In der Atmosphäre ist stets 
Wasserdampf enthalten, bald mehr, bald weniger. Bei jeder Tem¬ 
peratur kann die Atmosphäre nur eine bestimmte Menge Wasser- 
dampf aufnehmen. Hat sie so viel Wasserdampf in sich ausgenommen, 
als sie bei ihrer Temperatur fassen kann, so ist sie gesättigt. Kühlt sich
	        
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