Full text: Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen

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Klage, und unter heitern und erhebenden Gesprächen über die Unsterb¬ 
lichkeit der Seele trank er den Giftbecher. 
o. Seine berühmtesten Schüler waren Plato und Xenpohon. Jener, der 
in der Akademie (Mademos, ein alter Held) zu Athen lehrte, erhielt wegen 
seiner bewunderten Vorträge und Schriften den Beinamen „der Göttliche"; 
letzterer leitete den berühmten Rückzug der Zehntausend. Diese griechische 
Schar war mit dem persischen Statthalter von Kleinasien, dem jüngeren Cy- 
rus, gegen dessen Bruder, König Artaxerxes von Persien, gezogen und gieng 
nach der Ermordung ihrer Führer von Babylon durch Armenien und längs 
des schwarzen Meeres in die Heimat zurück (401). 
§. 32. Epaminondas und Pelopidas (371—362). a. Durch den pelo- 
ponnesischen Krieg war Sparta der mächtigste Staat Griechenlands geworden; 
aber auch hier war die alte Tüchtigkeit gewichen, die lykurgische Einfachheit, 
Mäßigkeit und Sittenstrenge hatte der Prunksucht, Schwelgerei und Bestech¬ 
lichkeit Platz gemacht. Ein neuer Krieg mit Persien endete mit einem schimpf¬ 
lichen Frieden und überlieferte die sämmtlichen kleinasiatischen Griechen der 
persischen Gewalt (387); und dann führte der Uebcrmuth gegen die griechischen 
Staaten zu einem Kriege mit Theben, der die spartische Kraft vollends brach. 
b. In Theben standen sich die Aristokraten (Adel) und Demokraten 
(Volkspartei) feindlich gegenüber. Die ersteren bewogen ein spartanisches 
Heer, welches in der Nähe vorbeizog, die Burg von Theben zu besetzen, 
und rissen dann die Gewalt an sich; die Führer des Volks wurden hinge¬ 
richtet, eingekerkert oder verbannt, üRur Epaminondas wurde verschont, 
der hochgesinnt, gerecht und uneigennützig wie Aristides, aber so arm war, 
daß man ihn für ungefährlich hielt. Die Verbannten kehrten unter An¬ 
führung des Pelopidas zurück, überfielen in der Nacht die schwelgenden 
. Häupter der Gegner und zwangen die spartanische Besatzung zum Abzüge/ 
— c. Da brach der Krieg mit Sparta aus. Pelopidas sammelte die 
edelsten Jünglingein der heiligen Schar, und Epaminondas ersann 
eine neue Kampfwcise, die „schräge Schlachtordnung". In der Schlacht 
i von Leuktra deckten 1000 der ersten spartanischen Bürger das Schlacht¬ 
feld, die übrigen eilten in wilder Flucht davon. Noch dreimal zogen in 
den nächsten Jahren die Thebaner siegreich durch den Peloponnes und 
eben so oft zur Unterstützung der Thessaler nach Norden. £ner fiel der 
tapfere Pelopidas als Sieger in der Schlacht von Cyn os c ephalä. Als 
dann die Spartaner abermals gerüstet hatten, siegte Epaminondas in der 
blutigen Schlacht von Mantinöa (362), endete aber, von einer Lanze 
durchbohrt, zugleich seineHcldenlaufbahn. Mit seinem Tode sank Thebens 
kurze Blüte, und in Griechenland trat eine allgemeine Erschlaffung ein. 
F. Makedonische Zeit. 
§. 33. Philipp von Makedonien, a. Die Maeedonicr 
waren nur zum Theil griechischer Abkunft, aber sie hatten die Sprache, 
die Religion, das Heerwesen und andere Einrichtungen der Hellenen an¬ 
genommen und durften an den olympischen Spielen sich betheiligen. Sie 
liebten Krieg und Jagd, Ritterspiele und Gelage. Philipp von Make¬ 
donien, der die Macht dieses Volkes begründete, wuchs als Geisel in The¬ 
ben im Hause des Epaminondas auf, und diesen hochgesinnten Mann 
nahm sich der Jüngling zum Vorbild. Zurückgekehrt in die Heimat, er¬ 
warb er sich die Liebe des Heeres und bestieg 2 Jabre nach Epaminondas'
	        
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