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weiten, unabsehbaren Thalebenen bieten sich ihm dar; zwischen engen
Felswänden eingeklemmt rauscht er stolz und majestätisch dahin bis
zum Siebengebirge. Als riesige Grenzsäulen sind die fieben Spitzen
des Gebirges emporgerichtet. Von daͤan begleiten den Rhein uͤur
noch auf der rechten Séite die Berge bis gegen die Mündung der
Ruhr. Bonn, Köln, Düsseldorf, Aachen gehören dieser Landschaft an.
Dichter und Reisende haben den Fluß, wo er von Bingen bis
Bonn das Gebirge durchstroͤmt, vielfältig und nie zu sehr gepriesen.
Das Alpenland sendet ihm die klarsten, immer vollen Fluten; die
Berge enthüllen ihren innersten Gliederbau und zieren ihn mit präch—
tigen Felsgruppen; die Rebe breitet sich an seinen Ufern gaus und haͤt
selbst die gefährlichsten Stellen erklettert, um ihn von den Felsen herab
noch mit schönen Weingeländen zu schmücken und an der milden Soune
köstliche Trauben zu reifen; hohe, prachtvolle Walnußbäume beschatten
die kleinen Ebenen am Strom; alle Arten von Obstbäumen schütten
im Sommer und Herbst ihren reichen Segen in großer Fülle aus und
bezaubern im Frühjahr durch eine unvergleichlich Blütenpracht. Auch
der Mensch hat nun bald seit zwei Jahrtausenden daran gearbeitet,
seine Ufer mit Städten und Felsenschlössern, mächtigen Festen und
herrlichen Kirchen, mit Klöftern und Landhäusern zu zieren. Mit
Recht kann der Rhein voll stolzen Bewußtseins seine Wellen rauschen
und wogen lassen. An seinen Ufern hat Jung Siegfried die Drachen
und Lindwürmer erschlagen, hat Roland gekämpft und der große Karl
Gericht gehalten, hat die Lrelei gesungen und der fromme Ludwig
geweint. Hier saßen die Pfalzgrafen vom Rhein, und die stolze Ritter⸗
schaft hielt hier glänzende Turniere. Burg um Burg begleiten auf
den Höhen zu beiden Seiten seinen Lauf. Einige schauen noch trotzig
hinab ins Thal, sie haben Jahrhunderte hindurch vor keinem Slutn
gezagt; andere sind mit ihren Zinnen, die einst so kühn emporstrebten,
zu Grabe getragen, nur lnoch wenig alterndes Gemäuer ist stehen ge—
blieben, und der blaue Himmel schaut durch die offenen Fenster. Auf
dem Flusse aber ist ein heues Leben erblüht. Hoch in die Lüfte wälzen
sich aus dem Thale herauf Dampfwolken; stolz schwimmen die Dampf—
schiffe stromauf und stromab; von dem Ufer stoßen bei jedem Dorfe, bei
jeder Stadt Nachen um Nachen mit Reisenden diese steuern den Dampf—
schiffen zu und ersteigen mittels einer kleinen Treppe die schuaubenden
Rosse, die sich sogleich wieder in Bewegung setzen, wenn sie die letzten
aufgenommen haben. Mit Jubel und Gruß gleitet das eine an dem
andern vorbei. Keuchend wälzen sich die Schleppschiffe in den Wellen
fort; große, schwer beladene Kähne folgen ihnen. Balsd sind sie über—
holt von den rascheren Reiseschiffen. Auf kleinen Gondeln fahren
Frauen und Mädchen zu Markte; sie wissen das Ruder ebenso ge⸗
schickt zu regieren, wie den breiten Korb mit Gemüse und Milch auf
dem Kopfe zu tragen. Auf mächtigen Flößen schwimmen kräftige
Männer den Strom hinab, als woͤllten sie die Schiffahrt in der ein—
fachen Weise noch zeigen. Eine ganze Reihe von Bretterzelten haben
sie auf ihrem Floͤß aufgeschlagen, das sie Tag und Nacht nicht ver—
lassen. Vom Aufgang der Soune bis zu ihrem Untergang ist es
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