23
Der alte General Ziethen war einst mit anderen Offi¬
zieren znr Tafel des Königs geladen.
Doch wollt es ihn: nicht schmecken,
Denn sieh! — Der Ziethen schlief.
Ein Diener wollt' ihn wecken,
Der König aber rief:
„Laßt schlafen mir den Alten!
Er hat in mancher Nacht
Für uns sich wach gehalten;
Der hat genug gewacht!"
Friedrich der Große im Frieden. Friedrich hat nicht
bloß Großes getan im Kriege, sondern auch in: Frieden.
Manche Gegenden seines Landes waren sumpfig und unfrucht¬
bar. In diesen ließ er Kanäle anlegen, und es entstanden
fruchtbare Ackerfelder und grasreiche Wiesen. Als er diese zum
ersten Male erblickte, rief er voller Freude: „Siehe, da habe
äch eine Provinz gewonnen, die mich nicht einen einzigen Sol¬
daten gekostet hat." Den Ackersleuten schenkte er Pferde und
Getreide. In manchen Landesteilen, die viel im Kriege ge¬
litten hatten, erhob er längere Zeit keine Steuern; in änderet!
verteilte er sogar noch Geld an die Bewohner. Er arbeitete von
morgens früh bis abends spät. Zu seiner Erholung spielte er
noch immer gern Flöte. Auch ritt oder ging er spazieren.
Dann lief alt und jung herbei, um ihn zu sehen. Die Kin¬
der drängten sich an ihn heran, putzten ihm den Staub von
den Stiefeln, warfen die Mützen in die Höhe und ließen ihn
hoch leben.
Als die Knaben es ihm einmal gar zu arg machten, erhob
er seinen Krückstock und gebot ihnen, in die Schule zu gehen.
Da klatschten die Burschen in die Hände und riefen: „Der
will König sein und tveiß nicht einmal, daß am Mittwoch-
Nachmittag keine Schule ist."
Der Krückstock des ölten Fritz. Den Krückstock hatte
Friedrich auf Spaziergängen und wenn er ausritt, fast im¬
mer bei sich; selbst in der Schlacht trug er ihn nach. ,— Ein¬
mal ritt er über ein Schlachtfeld,x) das mit Verwundeten wie
besäet war. Dicht neben dem Pferde des Königs erhob sich
einer, der am Bein schwer verwundet war, und ergriff des
x) Bei Zorndorf 25. August 1758.
Geschichte und Geographie, Mittelstufe. 4