Full text: Geschichte und Geographie

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Das Leibregiment. In Potsdam hatte Friedrich Wilhelm 
ein Regiment Soldaten, das kostete ihn jedoch viel Geld. 
Dieses, das Leibregiment, bestand aus riesengroßen Leuten. 
Wo er solche „langen Kerle" haben konnte, ließ er sie anwerben, 
mochte es noch so viel kosten. Dazu gab er denselben hohen 
Sold, viel mehr als den andern Soldaten. Aber auch für 
diese seine „lieben blauen Kinder" *) sorgte er väterlich und 
vermehrte das Heer fast auf das Doppelte. 
Die Tabaks-Gesellschaft. Friedrich Wilhelm lud fast 
täglich Generale, Minister und andere Personen zu seiner 
Abendgesellschaft ein. Er selbst rauchte gern Tabak und sah 
es gern, wenn alle um ihn her ein Gleiches taten. Wer nicht 
rauchen mochte, nahm wenigstens eine von den Tonpfeifen in 
den Mund, welche auf dem Tische in der Mitte lagen. In 
geflochtenen Körbchen stand holländischer Tabak, daneben glim¬ 
mender Torf zum Anzünden, auf einem Nebentische aber ein 
Topf nnt guter Butter, Brot, Braten und Schinken, wovon 
die Gäste nach Belieben nahmen. Bor sich hatte jeder eineu 
Krug Bier. Bedienten wurden nicht im Zimmer gelitten; alle 
Gäste bedienten sich selber, damit sie sich ungestört unterhalten 
konnten. Neben ernsten Unterhaltungen überließ man sich auch, 
allen möglichen Späßen und Neckereien, und der König wurde 
dabei von seinen Tabaks-Kollegen nicht mehr geschont, als- 
diese von ihm. 
Aus dem Sterbebette. Als Friedrich Wilhelm auf dem 
Sterbebette lag, ließ er einen frommen, strengen Prediger zu 
sich kommen, der sollte ihn auf den Tod vorbereiten. Dieser 
machte den König darauf aufmerksam, wie oft er in seinem 
Leben gar heftig geworden wäre, und daß er jetzt, im An¬ 
gesichte des Todes, seine Gesinnung ändern müsse. „Im Him- 
m e l," sagte der Geistliche, „muß man himmlisch ge¬ 
sinnt sei n." Der König, von den Worten des Predigers 
ergriffen, sagte leise: „Er spricht als ein guter Christ, als ein 
ehrlicher Mann mit mir, und ich danke ihm dafür. Ich er¬ 
kenne, daß ich ein großer Sünder gewesen bin." Dann befahl 
er noch, daß nach dem Tode in der Leichenpredigt dem Volke 
gesagt werden solle, daß er bei Gott und seinem Heilande 
ft Von ihren blauen Röcken so genannt.
	        
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