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dem armen Andreas mit dem süßen Geruch von Portorico zugleich
seine Besinnung nahm. Ich versuchte es daher, ihn von der Kette
und vom Zuchthause bei der Regierung los zu bitten. Man will¬
fahrte liebreich meinem Gesuche, und Andreas mußte öffentlich dem
Handwerk eine Ehrenerklärung thun, und somit war es gut. Aber
wie lange? Andreas konnte zwar nun als Schuhmacher richtig aus¬
lernen und Gesell werden ; aber darum hatte ihn doch sein Lehrmeister
und Oberältester, der Teufel, nicht losgegeben. Es dauerte kaum zwei
Jahre, so wurde Andreas eines gestohlenen Ochsen wegen, den er bei
Nacht und Nebel aus einem Dorfe weggetrieben, ihn verkauft und das
Geld dafür in einer Schenke vertrunken hatte, wieder zur Haft gebracht.
Jetzt sitzt er zu W. im Zuchthause, und wollt ihr ihn besuchen, so kann
er euch seine ganze Geschichte haarklein, wie sie anfing, von dem Pfei¬
fendeckel, vom Portorico, von den Sohlen, die er seinem Meister ver¬
untreute, und dafür Solo in der Schenke spielte, bis dahin, wo sie
mit den 50 Thalern der Dienstmagd und denr gestohlenen Ochsen
endete, der Länge nach wiedererzählen. Es heißt zwar inr Evangelium,
kein Kameel könne durch ein Nadelöhr gehen; aber der Teufel ist ein
Möglichmacher wie keiner. Diesmal ist durch seine Kunst, oder viel¬
mehr durch den blauen Dunst von Portorico ein Ochse durch ein
Pfeifenrohr gegangen, und niemand ist es groß gewahr geworden.
I. Falk.
188. Spriichwörter und Denksprüche.
1. Böse Gesellschaft verdirbt gute Sitten. 2. Ein räudig Schaf steckt die
ganze Heerde an. 3. Ein faules Ei verdirbt den ganzen Kuchen. 4. Mit¬
gegangen, mitgefangen, mitgehangen. 5. Sage mir, mit wem du umgehst, so
will ich dir sagen, wer du bist. 6. Bei den Gottlosen hat man gewisse Post
zur Hölle. 7. Erspieltes Geld hat Flügel. 8. Aus dem Funken wird ein
Feuer. 9. Jung gewohnt, alt gethan. 10. Wer nicht hören will, der muß
fühlen. 11. Erst besinn's, dann beginn's. 12. Gelegenheit macht Diebe.
13. Wer einmal stiehlt, ist immer ein Dieb.
189. Belsatzar.
Die Mitternacht zog näher schon,
In stummer Ruh' lag Babylon.
Nur oben in des Königs Schloß,
Da flackert's, da lärmt des Königs Troß;
Dort oben in dem Königssaal
Belsatzar hielt sein Königsmahl.
Die Knechte saßen in schimmernden Neih'n
Und leerten die Becher mit funkelndem Wein;
Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht',
So klang es dem störrigen Könige recht.