Full text: Lesebuch für Volksschulen

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Bundesgesetzen regiert worden. Im Jahre 1848 wollte aber der damalige 
König von Dänemark das Herzogthum Schleswig gänzlich von Holstein trennen 
und mit Dänemark vereinigen. Das Volk erhob sich und verfocht heldenmüthig 
sein gutes Recht. Das deutsche Volk stand dabei auf seiner Seite. Selbst 
Preußens König, Friedrich Wilhelm IV., schickte dem Brudervolks unter dem 
General v. Wrangel ein Heer zur Hülfe, das auch bald die dänischen Truppen 
siegreich bekämpfte und aus dem Lande vertrieb. Der edle König fand jedoch 
nur bei wenigen seiner deutschen Mitfürsten eifrige Unterstützung, ja Oestreich 
blieb sogar im besten Einvernehmen mit Dänemark und ließ seinen Gesandten 
ruhig in Kopenhagen. Rußland und Frankreich hatten aber seit Beginn dieses 
Krieges sich ganz auf die Seite der Dänen gestellt und nahmen gegen Preußen, 
als den Vorkämpfer für Schleswig-Holstein, eine sehr drohende Haltung an, 
die fortwährend drohender wurde. Gegen eine solche Uebermacht wollte aber 
Preußen den Kampf nicht wagen und schloß mit Dänemark 1850 Frieden. Die 
Schleswig-Holsteiner setzten zwar den Kampf noch fort, mußten sich aber doch 
zuletzt wieder unter das dänische Joch beugen. 
Schwere Zeiten brachen jetzt für die Herzogthümer herein. Das deutsche 
Wesen, die deutschen Einrichtungen, ja sogar die deutsche Sprache suchte man 
in Schleswig gewaltsam zu verdrängen, um Land und Leute dänisch zu machen. 
Die deutsche Bevölkerung wurde hart bedrückt. Endlich schlug jedoch die Stunde 
der Erlösung. Oestreich und Preußen verbanden sich zur Befreiung Schleswig- 
Holsteins und rückten anfangs 1864 in diese Länder ein. Die Dänen hielten 
wacker Stand und vertheidigten heldenmüthig ihr stärkstes Bollwerk, die Aüp- 
peter Schanzen. Dies waren 7 selbstständige, sehr starke Festungswerke, auf 
den Höhen am Sund gelegen. Aber der ritterliche Prinz Friedrich Karl 
mit seinen tapfern Preußen ruhte nicht, bis dieselben in seinen Händen waren. 
Nachdem dieselben 2 Monate lang fast unaufhörlich beschossen worden, ging 
man am 18. April zum Sturm über. In zwei Stunden waren die Schanzen 
sämmtlich erobert und mehrere tausend Dänen zu Gefangenen gemacht. Die 
Oestreicher mit den preußischen Garden waren unterdessen nordwärts in 
das dänische Jütland eingezogen und hatten die Festung Friedericia ein¬ 
genommen. 
Nach einem zweimonatlichen Waffenstillstände, während dessen in London 
vergebens über den Frieden verhandelt wurde, begann der Krieg von neuem. 
Der Feind wurde nun aus Jütland völlig hinausgetrieben; die Preußen setzten 
unter Herwarth von Bittenfeld in einer Nacht in 160 Kähnen über die 
Meerenge nach der Insel Alfen über, und in Einem Tage, war dieselbe in 
ihrem Besitz. Nun baten die Dänen rasch um Frieden. Derselbe wurde auch 
abgeschlossen und in demselben die Herzogthümer Schleswig-Holstein und Lauen¬ 
burg an Oestreich und Preußen abgetreten. 
74. Der deutsche Krieg von 1866. 
1. Die Ursachen des Krieges. Die Freundschaft zwischen Preußen und 
Oestreich war aber nicht von langer Dauer. Als die Befreiung von Schleswig- 
Holstein glücklich vollbracht war, kam man überein, vorläufig beide Länder ge¬ 
meinschaftlich zu regieren und dann das Weitere zu berathen und zu beschließen. 
Bei diesen Unterhandlungen konnten sich aber beide Mächte nicht einigen. 
Preußen hatte die Hauptarbeit gethan und verlangte daher auch, daß ihm 
Schleswig-Holstein allein überlassen würde; es wollte dann Oestreich durch eme 
Summe Geldes entschädigen. Davon wollte dieses aber nichts wissen, obgleich 
der Besitz der Herzogthümer für Oestreich wenig Werth hatte, weil dieselben von 
seinen übrigen Ländern weit entfernt liegen. Es bestand vielmehr darauf, die 
Grafschaft Glatz und einen Theil Oberschlesiens, zu haben. Der Zwiespalt wurde 
immer größer, die Verhandlungen immer feindseliger. Oestreich ging sogar an¬ 
fangs 1866 so weit, seine krieggerüsteten Truppen, an Preußens Grenzen aufzu¬ 
stellen, um Preußen durch Drohung zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Da sah fich 
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