263
119. Deutschland.
(Uebersicht.)
13,500 Quadrat-Meilen, über 53 Mill. Einwohner.
1. Deutschland, unser liebes Vaterland, wird mit Recht das Herz
Europas genannt. Alle Hauptländer unseres Erdtheils sind um dasselbe
herumgelegen, und von den meisten wird es sogar begrenzt. Die Nieder¬
lande. Belgien, Frankreich, die Schweiz, Italien, das außerdeutsche
Oestreich, Rußland und Dänemark berühren es. Im Norden und Süden
wird es vom Meere bespült; nördlich von der Nord- und Ostsee, südlich vom
adriatischen Meere. Deutschland zerfällt der Beschaffenheit seiner Oberfläche nach
in zwei Theile, in Nieder- und Oberdeutschland. Niederdeutschland ist
eine fast ununterbrochene Tiefebene an dem untern Laufe der nach Nordwesten
fließenden Ströme. Sie ist von zwei Landrücken durchzogen, die aus Rußland
vom Uralgebirge herkommen. Der nördliche geht nahe an der Ostsee vorbei
bis in die Halbinsel Jütland hinein und sendet viele Küstenflüsse in die Ostsee.
Der andere, südliche Landrücken kommt von den Karpathen her und endet
zwischen Elbe und Weser mit der Lüneburger Haide. An diese Tiefebene
schließt sich nach Süden hin das gebirgige Oberdeutschland. Die Bergland¬
schaften südlich von der Donau pflegt man das deutsche Hochgebirge, die
nördlich von derselben und am Rhein gelegenen das deutsche Mittelgebirge
zu nennen.
2. Dieselbe zwiefache Abdachung, welche wir schon bei Europa kennen ge¬
lernt haben, zeigt uns auch die Karte von Deutschland, nämlich eine Abdachung
nach Nordwesten und nach Süd osten. Von den 6 Hauptströmen Deutsch¬
lands fließen 5 in ihrer Hauptrichtung nach Nordwesten, nämlich: der Rhein,
die Weser, die Glbe zur Nordsee, die Hder und Weichsel zur Ostsee; der
sechste, die Donau, nimmt den Lauf nach Südosten zum schwarzen Meere.
Deutschlands schönster Strom, der Rhein, hat seine zahlreichen Quellen
am Sankt Gotthardberge in der Schweiz. Er ist der einzige deutsche
Hauptstrom, der den Alpen entspringt. Auf seinem obern Laufe krümmt er
sich um die östliche und nördliche Schweiz herum und bildet auf dieser Strecke
den Bodensee und den mächtigen Wasserfall bei Schaffhausen. Nachdem
er sich durch die schweizerischen Gewässer, von welchen die Aar ihm an Größe
fast gleich kommt, verstärkt hat, tritt er bei Basel in die Ebene und wendet
sich nach Norden, nach Deutschland hinein. Bei Straßburg nimmt er die
Jll und bei Mannheim den aus Schwaben kommenden Neckar auf, erhält
dann Mainz gegenüber, wo er sich nach Westen wendet, einen seiner größten
und wasserreichsten Zuflüsse, den Main. Von Bingen an, wo ihm die
Nahe zufließt, windet er sich in nordwestlicher Richtung durch das Gebirge.
Weiter abwärts bei Koblenz münden einander fast gegenüber Lahn und
Mosel. Eben oberhalb Bonn verläßt der Rhein das Gebirge und eilt nun
im ebenen Lande dahin, bei Ruhrort noch die Ruhr und bei Wesel die
Lippe aufnehmend. Unterhalb Emmerich fließt der Rhein in westlicher
Richtung durch Holland, wo er sich in mehrere Arme theilt. Der größte der¬
selben, die Waal, vereinigt sich mit der Maas und ergießt sich unterhalb
Rotterdam in die Nordsee. Von der Quelle bis zur Mainmündung heißt
der Rhein Oberrhein, von hier bis Bonn nennt man ihn Mittelrhein,
und von da bis zur Mündung Unterrhein.
Die Weser, welch» in ihrem obern Lause Werra heißt, entspringtauf dem
Thüringerwald. Erst bei Münden, wo ihr die vom Rhön herkommende
Fulda zufließt, erhält sie den Namen Weser. Oberhalb Minden durch¬
bricht sie in der sogenannten westfälischen Pforte das Gebirge und zieht
dann im ebenen Lande, nachdem sie ihren größten Nebenfluß, die Aller, auf¬
genommen, an der freien Stadt Bremen vorbei und mündet in die Nordsee.