Full text: Lesebuch für Volksschulen

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119. Deutschland. 
(Uebersicht.) 
13,500 Quadrat-Meilen, über 53 Mill. Einwohner. 
1. Deutschland, unser liebes Vaterland, wird mit Recht das Herz 
Europas genannt. Alle Hauptländer unseres Erdtheils sind um dasselbe 
herumgelegen, und von den meisten wird es sogar begrenzt. Die Nieder¬ 
lande. Belgien, Frankreich, die Schweiz, Italien, das außerdeutsche 
Oestreich, Rußland und Dänemark berühren es. Im Norden und Süden 
wird es vom Meere bespült; nördlich von der Nord- und Ostsee, südlich vom 
adriatischen Meere. Deutschland zerfällt der Beschaffenheit seiner Oberfläche nach 
in zwei Theile, in Nieder- und Oberdeutschland. Niederdeutschland ist 
eine fast ununterbrochene Tiefebene an dem untern Laufe der nach Nordwesten 
fließenden Ströme. Sie ist von zwei Landrücken durchzogen, die aus Rußland 
vom Uralgebirge herkommen. Der nördliche geht nahe an der Ostsee vorbei 
bis in die Halbinsel Jütland hinein und sendet viele Küstenflüsse in die Ostsee. 
Der andere, südliche Landrücken kommt von den Karpathen her und endet 
zwischen Elbe und Weser mit der Lüneburger Haide. An diese Tiefebene 
schließt sich nach Süden hin das gebirgige Oberdeutschland. Die Bergland¬ 
schaften südlich von der Donau pflegt man das deutsche Hochgebirge, die 
nördlich von derselben und am Rhein gelegenen das deutsche Mittelgebirge 
zu nennen. 
2. Dieselbe zwiefache Abdachung, welche wir schon bei Europa kennen ge¬ 
lernt haben, zeigt uns auch die Karte von Deutschland, nämlich eine Abdachung 
nach Nordwesten und nach Süd osten. Von den 6 Hauptströmen Deutsch¬ 
lands fließen 5 in ihrer Hauptrichtung nach Nordwesten, nämlich: der Rhein, 
die Weser, die Glbe zur Nordsee, die Hder und Weichsel zur Ostsee; der 
sechste, die Donau, nimmt den Lauf nach Südosten zum schwarzen Meere. 
Deutschlands schönster Strom, der Rhein, hat seine zahlreichen Quellen 
am Sankt Gotthardberge in der Schweiz. Er ist der einzige deutsche 
Hauptstrom, der den Alpen entspringt. Auf seinem obern Laufe krümmt er 
sich um die östliche und nördliche Schweiz herum und bildet auf dieser Strecke 
den Bodensee und den mächtigen Wasserfall bei Schaffhausen. Nachdem 
er sich durch die schweizerischen Gewässer, von welchen die Aar ihm an Größe 
fast gleich kommt, verstärkt hat, tritt er bei Basel in die Ebene und wendet 
sich nach Norden, nach Deutschland hinein. Bei Straßburg nimmt er die 
Jll und bei Mannheim den aus Schwaben kommenden Neckar auf, erhält 
dann Mainz gegenüber, wo er sich nach Westen wendet, einen seiner größten 
und wasserreichsten Zuflüsse, den Main. Von Bingen an, wo ihm die 
Nahe zufließt, windet er sich in nordwestlicher Richtung durch das Gebirge. 
Weiter abwärts bei Koblenz münden einander fast gegenüber Lahn und 
Mosel. Eben oberhalb Bonn verläßt der Rhein das Gebirge und eilt nun 
im ebenen Lande dahin, bei Ruhrort noch die Ruhr und bei Wesel die 
Lippe aufnehmend. Unterhalb Emmerich fließt der Rhein in westlicher 
Richtung durch Holland, wo er sich in mehrere Arme theilt. Der größte der¬ 
selben, die Waal, vereinigt sich mit der Maas und ergießt sich unterhalb 
Rotterdam in die Nordsee. Von der Quelle bis zur Mainmündung heißt 
der Rhein Oberrhein, von hier bis Bonn nennt man ihn Mittelrhein, 
und von da bis zur Mündung Unterrhein. 
Die Weser, welch» in ihrem obern Lause Werra heißt, entspringtauf dem 
Thüringerwald. Erst bei Münden, wo ihr die vom Rhön herkommende 
Fulda zufließt, erhält sie den Namen Weser. Oberhalb Minden durch¬ 
bricht sie in der sogenannten westfälischen Pforte das Gebirge und zieht 
dann im ebenen Lande, nachdem sie ihren größten Nebenfluß, die Aller, auf¬ 
genommen, an der freien Stadt Bremen vorbei und mündet in die Nordsee.
	        
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