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1810. Andreas Hofer: Ich stehe vor dem, der mich erschaffen hat, und stehend will
ich meinen Geist ausgeben.
159. Andreas Kofer.
Die Tyroler, die der Friede von Preßburg 1805 von ihrem Vaterlande losgerissen und
an Baiern geschenkt hatte, erhoben sich 1809 gegen die Baiern und Franzosen, unter ihrem
wackeren Sandwirt Andreas Hofer, welchem Joseph Speckbacher, die Büchse an der
Seite, und der Pater Haspinger, das Kruzifix in der Rechten, kühn zur Seite standen.
Lange leisteten, sie heldenhaften Widerstand, aber endlich, auch von ihrem Kaiser verlassen, er¬
lagen sie der Übermacht. Hofer floh in eine Sennhütte. Jedoch verraten, gefangen, wurde
er auf Napoleons Befehl in Mantua 1810 erschossen. Er war im Wirtshause zu St. Leon¬
hard in Passeir, am Sand genannt, 1767 geboren, daher der Sand Wirt.
1855 am 15. April starb der einzige Sohn von Andreas Hofer, Johann Edler von Hofer,
k. k. Tabakshauptverleger am Neubau und Landstand in Tyrol.
Der Sandwirt, der's sv gut verstanden,
Wie man das Wild aus Alpen hetzt,
Hat sich vom Streit mit Söldnerbanden
Zu Innsbruck an den Tisch gesetzt,
Und seine kecken Schützen liegen,
Des Rufs gewärtig, müd' vom Siegen.
Da regt sichs drängend in den Gaffen,
Vermischte Stimmen werden laut,
D er Platz kann kaum die Menge fassen,
Und Jung und Alt erwartend schaut;
Sie wollen unter Sang und Klingen
Ein Lebehoch dem Sandwirt bringen.
Doch er, des Landes Schirm und Stütze,
Tritt mit entblößtem Haupt daher:
,,Laßt das, ich bin ein schlichter Schütze,
Und wenn ich selbst der Kaiser wär;
Ihr solltet einen Hßhem preisen,
Daß er uns beisteht — wills euch weisen."
Drauf faltet er die rauhen Hände,
Und Jeder auf den Knien fleht,
Daß Gott des Sieges Engel sende;
Viel tausend Seelen ein Gebet!
DieKämpferziehn—und wenig Stunden,
So strömt ihr Blut aus frischen Wunden.
Und soll ich weiter noch verkünden,
Wie er der Treue Lohn empfing?
Das ist der Fluch von unsern Sünden,
Daß er, der fest am Glauben hing,
Verlassen starb den Tod der Schächer,
Und fand nur droben einen Rächer.
Doch nun der Sandwirt ausgestritten,
Seit ihm die Kugel schlug durchs Herz,
Kränkt euch der Tod, den er gelitten,
Er aber schwang sich himmelwärts,
Und jagt wohl, wo die Sterne blitzen,
Den Steinbock mit desHimmels Schützen.
Paul Pfizer.
160. Landwirt Kofer.
Zu Mantua in Banden
Der treue Hofer war,
In Mantua zum Tode
Führt ihn der Feinde Schar!
Es blutete der Brüder Herz,
Ganz Deutschland, ach! in Schmach und
Schmerz,
Mit ihm das Land Tyrol.
Die Hände auf dem Rücken,
Der Sandwirt Hofer ging,
Mit ruhig festen Schritten,
Ihm schien der Tod gering,
Den Tod, den er so manchesmal
Vom Jselberg geschickt ins Thal
Im heil'gen Land Tyrol.
Doch als aus Kerkergittern
Im festen Mantua,
Die treuen Waffenbrüder
Die Händ' er strecken sah,
Da rief er laut: Gott sei mit euch,
Mit dem verratnen deutschen Reich,
Und mit dem Land Tyrol.