Full text: Lesebuch für Volksschulen

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endlich konnte er daran erkennen, was für Wetter kommt: Sturm, Kegen 
oder Sonnenschein, anhaltend oder veränderlich. 
Also auch dazu sind sie gut; und wenn sich jemand verwundet hat 
und findet geschwind ein Spinngewebe, das er auf die blutende Wunde 
legen kann, so ist er doch auch froh darüber. Wenn es rein ist, so kann 
es Blut und Schmerzen stillen; wenn es aber voll Staub ist, so schmerzt 
es noch mehr, weil der unreine Staub in die Wunde kommt. 
III. 
Dass es mancherlei Thiere dieser Gattung giebt, sieht man schon an 
der Verschiedenheit ihres Gewebes in der freien Luft, an Fensterscheiben, 
in den Winkeln, auf den Feldern, da und dort. Manche spinnen gar 
nicht, sondern springen nach ihrer Beute. Im Frühjahre und noch vielmehr 
im trockenen, warmen Nachsommer sieht man oft gar viele weisse Fäden 
in der Luft umher fliegen; alle Bäume hangen manchmal voll, und die 
Hüte der Wanderer auf der Strasse werden davon überzogen. Man konnte 
lange nicht errathen, woher diese Fäden und Flocken kommen, und machte 
sich allerlei wunderliche Vorstellungen davon. Jetzt weiss man gewiss, 
dass es lauter Gespinnst ist von unzählig vielen schwarzen Spinnen, 
welche deswegen die Spinnen des fliegenden Sommers genannt werden. 
Da sieht man wieder, wie viel auch durch kleine Kräfte kann ausgerichtet 
werden, wenn nur viele das Nämliche thun. 
Eine grosse Spinne lebt in dem untersten heissen Italien. Sie ist 
unter dem Namen Tarantel bekannt und beinahe einen Zoll (2J/2 Centim.) 
lang. Es ist jedoch eine Fabel, dass sie' durch ihren Biss den Menschen 
krank und schwermüthig mache. 
Ein anderes merkwürdiges Thier dieser Art lebt in einer Gegend 
von Amerika und heisst Buschspinne. Diese nimmt nicht mit Stuben¬ 
fliegen und Mücklein für lieb. Nein, einer gewissen Art von Vögeln geht 
sie nach, greift sie an und zwingt sie, tödtet sie und saugt ihnen das 
Blut und die Eier aus. (Seite 43.) 
Worüber soll man sich am meisten verwundern, über die grosse 
Spinne oder über die kleinen Vögel? Hebel. 
42. Die Insekten. 
i. 
Die Insekten oder Kerbthiere haben ihren Namen von den Ein¬ 
schnitten ihres Leibes, wodurch Kopf, Brust und Leib deutlich von ein¬ 
ander geschieden sind. Statt der Knochen haben sie eine harte Haut. 
Sie haben nie weniger als 6 Füße. Am Kopfe befinden sich Fühl¬ 
hörner. Manche Insekten haben 4, andere 2 Flügel, viele auch mehr, 
als 2 Augen. Die meisten Arten haben nur eine kurze Lebensdauer. 
Ueber 4 Jahre scheint kein Insekt zu leben; es ist schon ein seltener 
Fall, wenn eins 1 Jahr alt wird. 
Die Zahl der Insekten ist unermeßlich groß. An 50,000 ver¬ 
schiedene Arten befinden sich in den verschiedenen Naturaliensammlungen, 
worunter an 20,000 europäische; und wie unermeßlich groß ist wieder 
die Menge jeder einzelnen Art, wie groß z. B. die Menge der Stuben¬ 
fliegen, der Flöhe, der Blattläuse, der Ameisen u. s. w. Nur wenige 
Insekten verschaffen uns unmittelbaren Nutzen, wie die Bienen und 
der Seidenspinner; desto mehr aber giebt es, die uns erschrecklichen 
Schaden zufügen. Die mehr oder weniger starke Vermehrung jeder 
einzelnen Jnsektenart hängt vorzüglich von der günstigen oder un-
	        
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