Full text: Lesebuch für Volksschulen

die untere Unterlippe. Die Oberlippe, auch Helm genannt, ist größer als 
die Unterlippe. Sie ist stark gewölbt und wollig behaart. Die Unterlippe besteht 
aus einem zweitheiligen Wappen. Zwischen Ober« und Unterlippesind zwei kleine Zähne. 
In der Wölbung der Oberlippe liegen 2 lange und 2 kurze Staubgefäße 
(zweiherrig) mit schwärzlichen Staubbeuteln. Zwischen ihnen befindet sich der 
Stempel mit zwcitheil?ger Narbe, welcher bis auf den Grund des Fruchtknotens 
hinabreicht. Die Frucht besteht aus 4 eiförmigen Niißchen, wovon jede 1 Samen¬ 
korn enthält. Bei der Reife springt die Fruchthülle nicht auf, sondern bleibt 
geschlossen; die Früchte heißen deshalb Schließfrüchte. 
Zn der großen Familie der R a ch en - oder L ipp enb lüm l er gehören außer 
den genannten Pflanzen auch die gelbe Walduessel, der Salbei, der Thymian, 
die Minze, der Gundermann, der Ziehst und viele andere. Sehr nahe verwandt 
sind die Larvenblüthler, von denen das „Löwenmaul" als beliebte 
Gartenzierpflanze am bekanntesten ist. Nach £>. Wagner. 
1. Wann stehen die Blätter gegenständig? gekreuzt? 2. Wann bildet die 
Blüthe einen Quirl? einen Schcinqnirl? 
61. Die Gartenerbse. 
Die Gartenerbse ist eine einjährige Pflanze. Der Stengel ist 
kletternd, knotig, glatt und wie die Blätter von bläulich grüner Farbe, 
die stch jedoch abstreifen läßt; solche Pflanzen heißen bereift. Die 
Blätter stehen abwechselnd am Stengel, sie beschreiben Schraubenwin¬ 
dungen. Am Grunde des gemeinschaftlichen Blattstiels sitzen 2 (stiel¬ 
lose) Nebenblätter von ansehnlicher Größe und halb-herzförmiger Ge¬ 
stalt. Es sind meistens 2—3 Paar Fiederblättchen vorhanden, dann 
folgen gewöhnlich 3 Wickelranken. Diese sind offenbar verwandelte 
Blattrippen von Fiederblättchen. Sie dienen der Erbse dazu, stch an 
feste Gegenstände anzuklammern, und ersetzen auf diese Weise die 
fehlende Festigkeit des Stengels. Die Blüthen würden verderben, 
wenn sie in der Nähe der Erde bleiben müßten. Die einzelnen Blätt¬ 
chen sind eiförmig und ganzrandig. d. h. ohne Zacken am Rande. 
Die Blüthen entspringen in den Achseln der Blätter und bilden 
eine kleine Traube. Man nennt die Blüthe eine Traube, weitn jede 
Blüthe am gemeinsamen Stengel einen besondern Blüthenstiel hat. 
Gewöhnlich besteht bei der Erbse die Traube nur aus 2 Blüthen; 
sie ist armblüthig. Der Kelch ist einblätterig, glockenförmig und 
6 spaltig. Der Kelch der Erbsenblüthe wird gespalten genannt, 
weil seine Einschnitte und die Lappen spitz und nicht bis zur Hälfte 
tief sind; gehen die Einschnitte tiefer, als die Hälfte des Blattes, so 
nennt man das letztere getheilt. Die Blumenblätter, 5 an der Zahl, 
sind von verschiedener Größe und Form. Das oberste und größte 
davon führt den Namen Fahne, die beiden mittlern heißen die Flügel 
und die beiden untern, mit einander verwachsenen bilden das Schiff¬ 
chen. Weil die Blumenblätter nicht alle gleich gestaltet sind, so nennt 
man die Blüthe unregelmäßig, im andern Falle regelmäßig. 
Das Schiffchen umschließt beiderlei Befruchtungswerkzeuge; die Blüthe 
ist eine Zwitterblüthe. Von den 10 Staubgefäßen stehen 9 zusammen 
und sind in ihrer halben Länge zu einer Rohre verwachsen, die denNo full text available for this image
	        
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