Object: Geschichte für mecklenburgische Schulen

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In der Mitte des Burghofes stand das Herrenhaus, das Hauptgebäude, gegen¬ 
über das Frauenhaus, wo die Burgfrau mit den Kindern weilte. Auch eine Burg¬ 
kapelle fand sich meist vor. Etwas abseits von diesen Gebäuden erhob sich der Berg¬ 
fried, der höchste Turm auf der Burg. Er diente dem Ritter bei der Belagerung als 
letzter'Zufluchtsort. Wenn der Feind bereits in die Burg eingedrungen war, dann floh 
der Burgherr mit den Seinen auf diesen Turm. Unten hatte der Turm keinen Eingang. 
Nur durch eine Leiter konnte man in die weit nach oben hin angebrachte Tür gelangen. 
Nach der Flucht zog der Ritter diese Leiter zu sich in den Turm und trotzte so dem 
Feinde oft noch wochenlang. Denn mit Speise und Trank hatte er sich versorgt. Auch 
war unten im Turm ein Brunnen. — Zugleich aber diente der Bergfried auch als 
Kerker. Unten in seiner Tiefe befand sich das Burgverlies, ein schauriges Gefängnis, 
in das weder Sonne noch Mond hineinschien. Hier hinein warf man schwere Verbrecher, 
indem man sie an einem Taue hinunterließ. 
4. Leben in der Burg. Turniere. Im Winter war das Leben in der Burg 
einsam. Der Sommer brachte mehr Abwechslung. Große Fröhlichkeit herrschte, 
wenn befreundete Ritter zum Besuch da waren. Dann saßen die Ritter beim 
vollen Becher zusammen und ergötzten sich an den Erzählungen ihrer Kampfes¬ 
taten, oder sie zogen in den Wald, den Eber und Hirsch zu jagen. Am meisten 
Vergnügen aber gewährten dem Ritter die Ritterspiele oder Turniere. Sie 
wurden gewöhnlich auf dem Marktplatze einer Stadt abgehalten. Ringsherum 
war dieser von Schranken umgeben, hinter denen sich die Sitze für die Zu¬ 
schauer erhoben. Trompetengeschmetter verkündete den Beginn des Kampfspieles. 
In strahlender Rüstung und mit wehendem Helmbusche ritten die Ritter paar¬ 
weise in die Schranken und sprengten mit eingelegter Lanze in vollem Galopp 
Turnier.
	        
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