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Knabe spricht: „O, fürcht' dich nicht! Mit allem, was nur gut dir
schmeckt, wird täglich dir der Tisch gedeckt!" Eichhörnchen spricht: „Das
brauch' ich nicht! Gefangen sein bei Leckerbissen, davon will ich,
mein Kind, nichts wissen! Viel lieber bleib' im Wald ich hier und
such' die Nüsse selber mir; von Ast zu Aste hüpf' ich frisch und deck
im Freien mir den Tisch! Mehr als ich brauche, find' ich noch, wenn
ich nur suche spät und früh, und, was man selbst mit Fleiß und
Müh' verdient, das schmeckt am besten doch."
13. Der Vogel und der Knabe.
Knabe, ich bitt' dich, so sehr ich kann: O rühre mein kleines Nest
nicht an! O sieh nicht mit deinen Blicken hin! Es liegen ja meine
Kinder drin; die werden erschrecken und ängstlich schrei'n, wenn du
schaust mit den großen Augen hinein.
Wohl sähe der Knabe das Nestchen gern; doch stand er behutsam
still von fern. Da kam der arme Vogel zur Ruh', flog hin und
deckte die Kleinen zu, und sah so freundlich den Knaben an: Hab'
Dank, daß du ihnen kein Leid gethan.
14. Vorsicht.
Es stieg ein Büblein auf einen Baum, o so hoch, man sah es
kaum. Schlüpfte von Ast zu Ästchen, hüpfte zum Vogelnestchen. Hei,
da lacht' es. Ei, da kracht es, plumps, da lag es drunten!
13. Der Wiederhall.
Der kleine Georg wußte noch nichts von dem Wiederhalle. Einmal
schrie er auf der Wiese: Ho, hopp! Sogleich ricf's im nahen Wäldchen
auch: Ho, hopp! Er rief hierauf verwundert: Wer bist du? und die
Stimme rief auch: Wer bist du? Er schrie: Du bist ein dummer
Junge! und — dummer Junge! hallte es aus dem Walde zurück.
Georg ward ärgerlicher und rief immer ärgere Schimpfnamen in den
Wald hinein. Alle hallten getreulich wieder zurück. Er suchte hierauf
den vermeinten Knaben im ganzen Wäldchen, um sich an ihm zu
rächen, konnte aber niemanden finden. Hierauf lief er nach Hause
und klagte es der Mutter, wie ein böser Bube sich im Walde ver¬
steckt und ihn geschimpft habe. Die Mutter sprach: Diesmal hast du
dich selbst angeklagt. Du hast nichts vernommen, als den Wieder¬
hall deiner eigenen Worte. Hättest du ein freundliches Wort in den
Wald gerufen, so wäre dir auch ein freundliches Wort zurück gekommen.
So geht es auch im Leben. Das Betragen anderer gegen uns
ist meistens nur der Wiederhall des unsrigen gegen sie. Begegnen
wir den Leuten freundlich, so begegnen sie uns auch freundlich. Sind
wir aber gegen sie unfreundlich, rauh und grob, so dürfen wir von
ihnen nichts beffercs erwarten.
Weiht du nun, was dir das Sprichwort sagen will:
Wie du hinein rufst in den Wald,
Die Stimme dir entgegen hallt? —
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