280 192. Dampf, Wolken, Regen, Hagel und Schnee.
steigen aus dem Meere, aus See, Fluß und Sumpf empor
in die Luft.
Der Wasserdampf hat ferner die merkwürdige Eigen¬
schaft, daß er durch Entziehung der Wärme wieder in den
flüssigen Zustand übergeht. Dies geschieht indessen keines¬
wegs immer so ganz plötzlich, sondern bei allmählicher Ab¬
kühlung in verschiedenen Übergängen.
Im ganz heißen Zustande ist der Dampf völlig un¬
sichtbar, gleich der Luft, in welche er aufgenommen wird;
bei mäßiger Abkühlung verwandelt er sich in ganz kleine
Bläschen, welche in der Luft schwimmen, und die wir be¬
reits sehen können. Bei größerer Abkühlung wird er
immer sichtbarer, immer dichter, bis er sich zuletzt in
Tropfen verwandelt. Dies können wir sehr gut beobachten,
wenn wir auf den Hauch unsers eignen Mundes achten.
Derselbe enthält nämlich heiße Luft mit Wasserdampf. In
einer warmen Stube können wir ihn nicht sehen, in einem
kälteren Zimmer bemerken wir ihn bereits, und draußen in
der Winterkälte entsteigt er in dichten Wolken dem Munde
und der Nase, ja er setzt sich wohl gar sogleich als Reif
am Pelzkragen oder am Barte des Mannes fest.
Ganz derselbe Vorgang findet nun im großen in der
Natur statt. In den Sonnenstrahlen dampft überall
Wasser empor gen Himmel und wird vom Winde davon¬
getragen. Dieser Wasserdampf wird in den oberen Luft¬
schichten, welche bekanntlich kälter sind, so weit abgekühlt,
daß er unsern Augen sichtbar erscheint; er bildet dann die
Wolken. Soll ich hiervon noch ein deutlicheres Bild
geben, so darf ich nur auf den Dampf einer Lokomotive
aufmerksam machen, der sich in Gebilden durch die kalte
Morgenluft dahinfchlängelt, welche den Wolken am Himmel
täuschend ähnlich sind. Je nach ihrer Dichtigkeit schweben
nun die Wolken oder Bläschen aus Wasserdampf in
höheren oder niederen Luftschichten umher. Am höchsten
steht das kleine, weiße Gewölk, die sogenannten Schäf-