26. Der Totengräber.
27
kleinen Äuglein zusammengesetzt ist, aber weit kann das
Käferlein damit doch nicht sehen. Eine Nase hat man bei
ihm auch noch nicht bemerkt. Vielleicht dienen ihm die
knopfförmigen Fühler dazu, den Leichnam aus der Ferne
zu erspähen. Mit detiselbcn Fühlern scheinen sich auch
die Küferchen unter einander auf ihre Weife zu unterhalten.
Ohren sieht man bei ihnen ebenfalls nicht, und doch merken
sie den Schall und stutzen bei einem lauten Klange.
Als sachverständige Leute untersuchen sie zuerst den
Boden, auf dem der Leichnam liegt. Befindet sich dieser
auf lockerer Erde, so beginnen sie sofort mit ihren sechs
Füßen, von denen die vorderen besonders kurz und breit
wie kleine Schaufeln eingerichtet sind, die Erde unter dem
Tiere aufzuwühlen und wegzuscharren, bis dasselbe allmählich
tiefer und tiefer sinkt. Liegt jedoch das Tier auf einem
Steine, so gilt es zunächst, dasselbe von diesem weg auf
ein geeignetes Plätzchen hin zu transportieren. Sie kriechen
dann sämtlich unter das tote Tier und tragen und schieben
dasselbe bis zu der ausgesuchten Stelle. Um zu sehen, was
sie wohl beginnen würden, steckte man einen toten Frosch
auf eine kleine Rute und befestigte diese in der Erde. Die
Totengräber wußten sich auch hier zu helfen. Emsig wühlten
sie die Erde unter der Rute hinweg, bis diese fiel und sich
das Tier auf dem Erdboden befand.
Haben sie den Leichnam nun völlig eingesenkt, so
kriechen sie auf denselben und legen ihre Eier hinein. Ihre
Arbeit ist vollendet. Sie breiten ihre Flügel aus und fliegen
weiter. Die großen Fleisch- und Schmeißfliegen, die so ge¬
waltig summen und so schön stahlblau glänzen, kommen
auch herbei und legen ihre Eier ins begrabene Tier. Aus
allen diesen kleinen Eiern entstehen nach wenig Stunden
weiße Maden, die mit großer Gier das Fleisch des Leich¬
nams verzehren, so daß nach kurzer Zeit nichts übrig ist,
als die Haut und die abgenagten Knochen. Dann kriechen
die groß gewordenen Maden in die Erde, verpuppen sich