Full text: Lesebuch für die 5., 6. u[nd] 7. Klasse der Volksschule

26. Der Totengräber. 
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kleinen Äuglein zusammengesetzt ist, aber weit kann das 
Käferlein damit doch nicht sehen. Eine Nase hat man bei 
ihm auch noch nicht bemerkt. Vielleicht dienen ihm die 
knopfförmigen Fühler dazu, den Leichnam aus der Ferne 
zu erspähen. Mit detiselbcn Fühlern scheinen sich auch 
die Küferchen unter einander auf ihre Weife zu unterhalten. 
Ohren sieht man bei ihnen ebenfalls nicht, und doch merken 
sie den Schall und stutzen bei einem lauten Klange. 
Als sachverständige Leute untersuchen sie zuerst den 
Boden, auf dem der Leichnam liegt. Befindet sich dieser 
auf lockerer Erde, so beginnen sie sofort mit ihren sechs 
Füßen, von denen die vorderen besonders kurz und breit 
wie kleine Schaufeln eingerichtet sind, die Erde unter dem 
Tiere aufzuwühlen und wegzuscharren, bis dasselbe allmählich 
tiefer und tiefer sinkt. Liegt jedoch das Tier auf einem 
Steine, so gilt es zunächst, dasselbe von diesem weg auf 
ein geeignetes Plätzchen hin zu transportieren. Sie kriechen 
dann sämtlich unter das tote Tier und tragen und schieben 
dasselbe bis zu der ausgesuchten Stelle. Um zu sehen, was 
sie wohl beginnen würden, steckte man einen toten Frosch 
auf eine kleine Rute und befestigte diese in der Erde. Die 
Totengräber wußten sich auch hier zu helfen. Emsig wühlten 
sie die Erde unter der Rute hinweg, bis diese fiel und sich 
das Tier auf dem Erdboden befand. 
Haben sie den Leichnam nun völlig eingesenkt, so 
kriechen sie auf denselben und legen ihre Eier hinein. Ihre 
Arbeit ist vollendet. Sie breiten ihre Flügel aus und fliegen 
weiter. Die großen Fleisch- und Schmeißfliegen, die so ge¬ 
waltig summen und so schön stahlblau glänzen, kommen 
auch herbei und legen ihre Eier ins begrabene Tier. Aus 
allen diesen kleinen Eiern entstehen nach wenig Stunden 
weiße Maden, die mit großer Gier das Fleisch des Leich¬ 
nams verzehren, so daß nach kurzer Zeit nichts übrig ist, 
als die Haut und die abgenagten Knochen. Dann kriechen 
die groß gewordenen Maden in die Erde, verpuppen sich
	        
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