Full text: Lesebuch für die 5., 6. u[nd] 7. Klasse der Volksschule

53. Neapel und der Vesuv. 
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daß ich singen und preisen kann, unsterblich zu Preisen den 
braven Mann! (G. A. Bürger.) 
58. Meapek und der Wefuv. f 
Süd-Italien ist unstreitig der fruchtbarste und 
gesegnetste Teil von ganz Italien, darin die prächtige Stadt 
Neapel am Meere mit dem Vesuv in der Nähe. Die 
Lage ist reizend schön. Der Himmel erscheint hier Monate 
lang ununterbrochen wolkenlos und so blau oder noch blauer 
als bei uns in den schönsten Frühlingstagen. Die Luft ist 
so rein, daß meilenweit entfernte Dörfer ganz nahe er¬ 
scheinen. Das südliche Meer ist dem nördlichen gegenüber 
ein anderes. Wer je das Meer oder tiefe Seen betrachtet 
hat, der weiß, wie sehr ihre Schönheit von der Farbe der 
Luft abhängt, und wie ein grauer Himmel nur immer auf 
ein graues Wasser niederscheint. Sobald man aber in Neapel 
sich vom Ufer so weit entfernt hat, daß der Grund nicht mehr 
durchscheint, ist die See, besonders im Schatten des Fahr¬ 
zeugs, vom schönsten, reinsten Jndigoblan; doch wechseln die 
Farben beständig in den mannigfaltigsten Abstufungen. Über¬ 
blickt man vorn hohen Ufer die Wasserfläche, und es naht 
ein Wind vom Meere her, so verdunkelt sich das Gewässer 
in weiter Ferne; ein breiter Schatten rückt allmählich näher. 
Der glatte, silberne Spiegel gerät in schwankende Bewegung; 
kleine Wellen erheben sich und schlagen plätschernd wie zum 
Spiel ans Ufer. Aber schon folgen größere; lange Bänke 
grüner Wogen kommen brüllend; ihre weißen Häupter und 
Kämme erheben sich immer wilder; donnernd prallen sie an 
den Strand und brechen zurückschmetternd die nächste Linie 
der andringenden Wasserhügel. Herrlich ist auch der hüpfende 
Sonnenglanz auf dem mäßig bewegten Meere. Geht die 
Sonne unter, so spielen auf dem Wasser alle Farben des 
Regenbogens. Nachts, besonders im Sommer und nach 
Gewittern, schimmern die Wellen in mattem Lichte; um des 
Fischers Ruder sprühen Funken, und die Spur seiner Barke 
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