Full text: Lesebuch für die 5., 6. u[nd] 7. Klasse der Volksschule

157. Heinrich Braun. 
669 
das Wohl seines Volkes so väterlich besorgten Kurfürsten 
Maximilian Joseph rief ihn 1765 nach München, um ihm 
in der Heimat Gelegenheit zu geben, seine reichen Kennt¬ 
nisse im Dienste des Vaterlandes zu verwerten. 
In den ersten Jahren seines Münchener Aufenthaltes 
beschränkte sich Brauns Thätigkeit, welchem das Kanonikat 
zu U. L. Frau übertragen worden war, hauptsächlich auf 
Vorträge über deutsche Sprache und Dichtkunst au der neu- 
errichteten Akademie der Wissenschaften. Erst als ihn nach 
einiger Zeit das Vertrauen seines Laudesherrn zur Ver¬ 
besserung des Schulwesens in hohe Ämter berief, trat er 
in den Wirkungskreis ein, dem er fortan seine ganze Kraft 
widmete. 
Bis dahin sah es um den Unterricht der Jugend in 
Bayern traurig aus. Es fehlte an Lehrern, an Schul¬ 
häusern, an brauchbaren Lehrbüchern und vor allem auch 
an Lust und gutem Willen, sich mit dem Schulunterricht 
ernsthaft zu befassen. In all diesen Stücken hat Braun 
unermüdlich an einer Besserung der Zustände gearbeitet. 
Er stellte Lehrpläne auf, verfaßte Schulbücher, sorgte nicht 
nur für die Ausbildung, sondern auch für eine bessere Be¬ 
soldung der Lehrer und ließ sich in seinen Bestrebungen 
auch dann nicht entmutigen, als ihm allerlei Hindernisse 
in den Weg traten. Das Gute und Edle wird ja selten 
in der Welt unumwunden anerkannt und gewürdigt. 
Schmähungen und Verleumdungen aller Art wurden auf 
ihn gehäuft, und selbst seine alte Mutter litt unter den¬ 
selben so sehr, daß nur des Kurfürsten Maximilian Joseph 
Versicherung, er schütze in ihrem Sohne einen seiner treuesten 
Diener, sie beruhigen konnte. 
Es zeugt für den kernhaften Charakter des Mannes, 
daß er sich in all diesen Lagen die einfache Natürlichkeit 
seines Wesens bewahrte. Eingedenk seiner Herkunft, war 
er in den einflußreichen Ämtern, die er bekleidete, allezeit 
redlich bemüht, das Beste des Volkes zu fördern, und wo
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.