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(Ei, was hat er wohl gebracht? Ei, "solch großen, schönen
Tannenbaum und ein großes Schaukelpferd und was sonst
noch alles!
Da taten Walter und Herbert, als hätten sie richtig ge¬
schlafen, und sie rieben sich die Augen und es sah richtig aus,
als könnten sie sich nicht recht besinnen und dann mußten sie
an den Tisch kommen und sahen den ganzen Baum und alle
seine Herrlichkeit und die schönen Geschenke, die unter dem
Baume lagen und standen.
Und Trudel nahm ihre beiden Brüder auf den Schoß
und sie sangen: „O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende
Weihnachtszeit."
6. Auf der Straße
Die Straße ist die erste Erweiterung der Heimat des
Kindes. jte nach den sozialen Verhältnissen der Eltern tritt
diese Erweiterung früher oder später ein. Zur wirklichen
Heimat wird die Straße dem Kinde natürlich erst dann, wenn
es draußen viel gespielt und beobachtet hat, so daß ihm „seine"
Straße nichts fremdes oder befremdliches mehr bietet.
Auch bei diesem Thema treten die Menschen, ihre Arbeit
und ihre Besonderheiten in den Vordergrund und die Sachen
zu gunsten jener zurück. Kein Ding ist wert, daß in der
Schule von ihm geredet wird, wenn es nicht zur Klarlegung
menschlicher Verhältnisse und menschlicher Beziehungen nötig
ist. Freilich kann man von den nichtigsten Dingen stunden¬
lang reden, aber das Loch in der Tapete ist nicht wert, daß es
überhaupt erwähnt wird, wenn nicht ein Stück Klenschenleben
mit ihm in Beziehung steht oder gebracht werden kann. Die
im vorigen Kapitel aufgeführten sechs Ziele des Unterrichts
gelten auch für diesen Teil. Nur ein neues Kloment tritt
hinzu. Die Straße zwingt zu allerlei Diskursen über Menschen¬
rechte und Menschenpflichten. Ein, wenn auch erst kleines, so
doch durchaus nicht unwichtiges Stück sozialer Ethik, soll hier