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25.
Feiertag heiligen! nicht aus dem Katechismus stehlen; und wer in
die Kirche will, der findet den Weg schon.
25. Arner und sein Sohn.
Arner, der Amtmann, schlief mit seinem Sohne Karl in einer
Kammer. Da wachte er des Nachts auf und hörte den Knaben
stark atmen und seufzen, und fragte ihn: „Was fehlt dir, Karl?"
„Ach, Vater," sagte Karl, „ich kann nicht schlafen; immer
denk' ich an die Zimmerleute da drüben auf dem Hause, das neu
gebaut wird. Wenn nur keiner herunter fällt und den Arm bricht
oder gar tot ist!"
„Weißt du was. Karl," sagte der Vater, „wir wollen den
lieben Gott bitten, daß er sie beschützt und ihren Fall verhütet!"
Und nun beteten die zwei mit einander, und der Vater sagte dann:
„Nun schlafe du ruhig, Karl, der liebe Gott >oird schon helfen!" —
„Ja, Vater!" sagte Karl; „aber nun ist noch der Barthel, an den
denk' ich immer; ach, das ist ein gar guter und braver Knabe! Und
dem ist so bange, und da weint er immer wegen des Geldes."
Vater. Was ist denn das mit dem Barthel und dem
Gelde?
Karl. Sieh, Vater, das ist so. Du weißt doch, als wir ge¬
stern da unten auf der Wiese spielten, da spielten die andern
Knaben alle mit, und ich auch; aber der Barthel spielte nicht mit,
sondern schlich immer hinter der Hecke her und war traurig. Und
da ging ich zu ihm Und fragte ihn, was ihm fehle. Da weinte er
und sagte: „Ich kann nicht und mag nicht, mein armer Vater
dauert mich gar zu sehr; ach Gott, und morgen, wie wird's da
gehen!" — Warum denn morgen? fragte ich. Ist dein Vater arm,
und habt ihr nichts zu essen? „Ach, wenn's das wäre!" sagte er;
„aber es ist schlimmer, spricht der Vater, als hungern." Nun,
was ist's denn? fragte ich; sag' mir's doch! Hat dir dein Vater
verboten, es zu sagen? „Das nicht," sagte er; „aber er redet
immer so heimlich davon, und ich weiß nicht, ob ich's sagen darf."
Da bat ich ihn, er solle mir's doch sagen. „Ja," sagte er, „aber
den andern Knaben darfst du's nicht sagen." Das versprach ich
ihm, und ich hab's auch keinem gesagt; aber, Vater, ich möcht' es
doch jemandem sagen. Darf ich dir's sagen?
Vater. Ich glaube, du darfst cs mir sagen.
Karl. Sieh, Vater! Barthels Vater hat kein Geld gehabt
und hat hungern müssen, und der gute Barthel und seine Geschwi¬
ster mit.. Das hat dem Vater sehr wehe gethan; er hat es nicht
länger mit ansehen können. Und da ist er zu seinem Nachbar ge-