Full text: Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs

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Veredeln der Obstbäume. Da aus den Obstkemen nur Wildlinge hervor¬ 
gehen, so müssen die Bäume veredelt werden. Man unterscheidet hauptsächlich drei 
Veredlungsarten: das Kopulieren, das Okulieren (vgl. Gartenrose) und das 
Pfropfen. Beim Kopulieren (Verbinden), 
das meist im Spätherbst (November) oder Vor¬ 
frühling (Februar) geschieht, werden Stämmchen 
und Edelreis, die von gleicher Stärke sein müssen, 
schief abgeschnitten und so auseinander gelegt, 
daß die beiden Schnittflächen mit Rinde und 
Holz genau sich decken. Dann wird die Vered¬ 
lungsstelle mit Papierstreifen oder Bast ver¬ 
bunden. — Ältere Stämme werden fast immer 
durch Pfropfen, das am Anfang des Früh¬ 
lings erfolgt, veredelt. Hierbei wird der zu pfrop¬ 
fende Stamm oder Ast wagrecht abgeschnitten. 
Dann macht man mit dem Messer einen senk¬ 
rechten, etwa 3 cm langen Schnitt in die Rinde. 
In den Spalt wird das schräg zugeschnittene 
Edelreis, das höchstens drei Augen enthalten darf, 
eingefügt. Alsdann wird der Verband angelegt, 
der aus Papier- oder Leinwandstreifen besteht, 
die mit Baumwachs bestrichen sind. Man heißt 
dieses Verfahren Pfropfen indieRinde. 
Ihm gleicht das heute weniger angewendete 
Pfropfen in den Spalt. 
Bedeutung des Obstbaues. Mannigfach ist der Nutzen, den die Obstbäume 
gewähren. Da, wo sie in großer Menge angepflanzt werden, wirken sie ähnlich 
wie die Wälder. Sie tragen vor allem zur Verbesserung der Luft bei. Die 
Schönheit der Gegend wird erhöht, und nützliche Vögel werden herbeigezogen. 
Der Obstbau aber bringt auch lohnenden Ertrag. Die wohlschmeckenden Früchte 
werden allgemein begehrt. Roh und gekocht bilden sie eine gesunde Speise. Äpfel 
und Birnen dienen zur Bereitung des erquickenden Mostes. Auch das Holz der 
meisten Obstbäume findet mancherlei Verwendung. Vom Schreiner ist besonders 
das des Kirsch- und Nußbaums sehr geschätzt. 
Beerenobst. Auch die Anpflanzung von Beerenobst erweist sich als eine 
gewinnbringende Gartenarbeit. Vor allem sollten Stachel- und Johannis- 
b e e r st r a u ch in keinem Garten fehlen. Beide Pflanzen gedeihen noch in ge¬ 
ringerem Boden ganz gut und liefern fast jedes Jahr reiche Erträge. 
Hl 
Veredlungsformen. 
I Pfropfen, II Kopulieren. 
3. Der Weinstock. 
Ter Weinstoü, eine Kletterpflanze. Der Weinstock ist ein Gewächs, 
das sonnige Standorte liebt. Deshalb findet man bei uns die Wein¬ 
berge meist am Südabhange der Tal- und Hügelwände. Da hier 
das Erdreich während der Sommermonate oft stark austrocknet, so
	        
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