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Frankreich. Die Württembergischen Truppen bewährten ihre Tapfer¬
keit bei Wörth und Sedan. Ihre Hauptruhmestage aber sind der
30. November und der 2. Dezember 1870, wo sie bei Bry und Cham-
pigny mit Heldenmut gegen den zehnfach überlegenen Feind kämpf¬
ten. Der Sieg war freilich mit viel Blut erkauft. Über 2000 Tote
und Verwundete bedeckten das Schlachtfeld.
Seit der Gründung des Deutschen Reiches stand König
Karl und mit ihm das Land Württemberg fest und treu zu Kaiser und
Reich. In dankbarer Freude und Verehrung feierte Württemberg
im Jahre 1889 das 25jährige Regierungsjubiläum des geliebten Königs
(König-Karls-Halle im Landesgewerbemuseum zu Stuttgart). Am
6. Oktober 1891 starb König Karl, aufrichtig betrauert von seinem
Volke. Ein Jahr darauf entschlief auch seine hochsinnige Gemahlin,
Königin Olga. Beide sind in der Kapelle des alten Schlosses zu Stutt¬
gart beigesetzt.
13. König Wilhelm II.
Da König Karl der Gütige kinderlos starb, übernahm ein Enkel
Wilhelms I., Prinz Wilhelm von Württemberg, als König Wil¬
helm II. die Regierung.
Er wurde geboren am 25. Februar 1848. Als Prinz machte er den Deutsch¬
französischen Krieg mit und widmete sich auch während der Friedensjahre haupt¬
sächlich dem militärischen Dienst. Im Jahre 1877 vermählte er sich mit der Prinzessin
Marie von Waldeck-Pyrmont, die ihm einen Prinzen, der bald starb,
und eine Tochter schenkte, Prinzessin P a u l i n e. Die glückliche Ehe wurde durch
den unerwarteten Tod der Gemahlin 1882 getrennt. 1886 schloß Prinz Wilhelm
eine zweite Ehe mit der Prinzessin CharlottevonSchaumburg-Lippe,
unserer jetzigen geliebten, durch Werke der Nächstenliebe segensreich wirkenden
Landesmutter.
Regierungsantritt. Wie sehr unserem König das Wohl seines
angestammten Landes und unseres geeinigten deutschen Vaterlandes
am Herzen liegt, davon zeugt sein Erlaß „An mein Volk" beim Re¬
gierungsantritt am 6. Oktober 1891. Darin bekennt er:
„Im Aufsehen zu Gott verspreche Ich, die Verfassung des Landes getreu
zu wahren, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu Pflegen, den Armen und Schwachen
ein wahrer Freund und Helfer, dem Rechte allzeit ein eifriger Hüter zu sein und
Meine Stellung als Regent eines deutschen Staates in unerschütterlicher Treue
zu den Verträgen, die unser großes deutsches Vaterland begründeten, zu wahren."
Seit seiner Thronbesteigung störten keine großen kriegerischen
Ereignisse die Entwicklung unseres Landes. König Wilhelm II. konnte
daher in segensvoller Friedensarbeit seine Liebe zu Schwabens Volk
und Land betätigen und den stets sich mehrenden Kulturausgaben
seine ganze Kraft widmen.