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gerade diejenigen herauszufinden, welche ihm zuträglich sind, und
die schädlichen ohne Hinweisung zu vermeiden; das Bienchen
findet die Honigkelche, ohne das; sie ihm jemals gezeigt wären;
die gras- und krautfresienden Thiere lassen jegliches Kräutlein
unberührt, das nicht für sie, und die jungen von Hühnern aus¬
gebrüteten Entchen laufen wider den Willen der Pflegemutter
dem Wasser zu. Es ist leitender und warnender Instinkt, nach
welchem mechanisch auch der Hamster selbst todten Vögeln die
Flügel zerbricht, ehe er sie anbeißt, damit sie Nicht entfliehen.
Manche wissen mit einer angebornen Kunstfertigkeit sich ihrer
Speise zu bemächtigen; wie kunstvoll ist nicht das Garn, wel¬
ches eine Spinne zum Fange der Mücken anlegt, und wie
manche Thiere wissen mit feiner Geschicklichkeit die Körner und
Nüsse aus ihren Hülsen und Schalen herauszubringen, gerade
als wären sie darauf abgerichtet. Die Zugvögel werden vor
Anbruch des Winters von einem unwiderstehlichen Instinkte ge¬
trieben, ihren Wohnplatz zu verändern und wärmere, nahrungs¬
reichere Gegenden, selbst in der weitesten Ferne, aufzusuchen.
Sie merken und wissen genau ihre Zeit, so genau, das; zur
Zeit der Wanderung sogar die eingesperrten Zugvögel, z. B. die
Wachteln in ihrem Käfich unruhig werden, ängstlich umherflat¬
tern und sich durch Stoßen wol beschädigen und gar tödten.
Die Reise geht oft weit, über große Meere in andere Erdtheile,
und es ist bewundernswerth, wie diese Thiere ohne Kenntnis;
der Länder und Wege selbst in der Nacht den richtigen Weg
unermüdet fortsetzen. Noch bewundernswürdiger aber ist es, wie
sie bei der Wiederkehr des Frühlings nach so langer Entfernung
nicht allein den weiten Weg zu uns zurückfinden, sondern auch
die Gegend und den Ort, wo sie im vorigen Jahre wohnten,
wiedererkennen: die Schwalben den Balken, der Storch sein
Dach, die Grasmücke das verborgene Gesträuch, wo sie genistet
und geboren. Zerem. 8, 7.
Derselbe Instinkt leitet sie bei der Vertheidigung gegen
ihre Feinde. Igel und Stachelschwein rollen sich zusammen,
wenn sie Gefahr fürchten und angegriffen werden; dann sind sie
ringsum von spitzigen Stacheln bedeckt und sicher gegen die Ver¬
letzungen auch der stärksten Thiere. Der Fuchs sucht die ihm
nahen Hunde dadurch abzuhalten, daß er den Schwanz mit sei¬
nem beißenden Harne benetzt, und diesen ihnen in die Augen
spritzt, und wenn er sich in einer Schlinge gefangen sieht, soll
er sogar seinen Schwanz abbeißen und ohne denselben entflie-