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140. Die letzten Landgrafen ans der Wartburg.
Der Nachfolger Friedrichs mit der gebissenen Wange war sein Sohn
Friedrich (II.) der Ernsthafte. \ielfache Schrecknisse und Landplagen,
z. B. eine verheerende Pest (Schwarzer Tod), infolge deren an vielen Orten blutige
Judenverfolgungen stattfanden und massenhafte Bussfahrten unternommen wurden,
Erdbeben, Wasserfluten u. s. w. suchten das arme Thüringen heim; dazu kamen
Fehden des Landgrafen mit den Grafen von Schwarzburg, Weimar und Henneberg;
es war, als wenn alle bösen Geister, entfesselt wären. Friedrich II starb 1349!
Nun trat sein Sohn Friedrich (III.) der Strenge zugleich im Namen seiner
Brüder Balthasar und Wilhelm die ungeteilte Regierung der thüringisch-
meissnischen Länder an und führte dieselbe bis zu seinem Tode (1381), worauf
Thüringen unter Balthasars alleinige Herrschaft kam, welcher der letzte Land¬
graf war, der seinen Hof auf der Wartburg hielt. Sein Sohn und Nachfolger
Friedrich (IV ) der Friedfertige residierte in Weifsenfels, und nach seinem
Tode (1440) fiel Thüringen an die Söhne Friedrichs des Streitbaren, den
Kurfürsten Friedrich den Sanftmütigen und den Herzog Wilhelm III.,
von denen jener in Dresden oder Altenburg, dieser in Weimar sich aufzuhalten pflegte.
141. Friedrich der Streitbare.
In dem Schlosse zu Altenburg lag im Jahre 1428 der Sohn Friedrich
des Strengen, Kurfürst F r i e d r i ch I. auf dem Sterbebette. Er hatte
durch manchen Kamps sich den Ehrennamen „der Streitbare" erworben.
Besonders tapfer hatte er gegen die wilden Hussiten gefochten, und
der deutsche Kaiser Sigismund, der wohl wußte, was für einen
tüchtigen Helfer in der Not er in dem tapfern Friedrich habe, hatte ihm
deshalb die K u r w ü r d e von Sachsen verliehen, und Friedrich war
so der erste seines Stammes, welcher Kurfürst von Sachsen genannt wurde.
Aber mitten unter dem Kriege und den Unruhen der damaligen Zeit hatte
er auch noch an Besseres gedacht als an Schlacht und Kampf und hatte
im Jahre 1409 die Universität zu Leipzig gegründet. — Jetzt
war der 60jährige Kurfürst dem Tode nahe, und um sein Bett standen seine
Söhne, die er mit eindringlichen Worten ermahnte, daß sie ihr Volk gut
regieren und einig unter sich sein sollten. „Ach, liebe Söhne", sprach er,
„nehmt diese meine väterliche Ermahnung wohl zu Herzen und ins Ge¬
dächtnis, und laßt euch ja durch nichts trennen und in Streit bringen.
Dieses werdet ihr mir jetzt in die Hand versprechen." K.
142. Der Bruderkrieg.
Der alte Kurfürst wäre wohl mit schwerem Herzen aus dem Leben
gegangen, wenn er gewußt hätte, wie bald seine Ermahnungen vergessen
sein würden. Der eine von seinen Söhnen, die nun das Land gemein¬
schaftlich regierten, Wilhelm war ein unruhiger, stolzer Mann, dem es
nicht wohl war bei seinem bessern Bruder Friedrich, dem Sanft¬
mütigen. Es half nichts, oaß dieser friedlich die Regierung, mit chm
teilte und manche Nachgiebigkeit gegen den jüngern Bruder bewies. Bose
Ratgeber vermehrten die Erbittennig des trotzigen Wilhelm immer mehr,
und bald kam es zu einem förmlichen Bruderkriege. Beide Brüder ,zogen
gegen einander und verwüsteteii sich gegenseitig ihre schönen Länder. Wilhelm
rief sogar die wilden Böhmen zur Hilfe. Diese hausten mit Morden und
Brennen; bei der Erstürmung von Gera allein mordeten sie 5000 Un¬
glückliche, Männer, Weiber und Kinder. — Rach der Eroberung von Gera
schlug Herzog Wilhelm nicht weit von seinem Bruder das Lager an der