Full text: Preußischer Kinderfreund

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103. Der junge Saum. 
Das liebe kleine Bäumchen hier ist, wie man sagt, gleich alt mit mir, 
und trägt so jung und zart schon Früchte von der besten Art. 
Es lohnt dem Gärtner, dessen Hand so vielen Fleiß darauf verwandt; 
wie wird es ihn erfreu'«, wird es zum Baum erwachsen sein. 
O! bin ich nicht dem Bäumchen gleich? Zwar jetzt nur noch an Blättern 
reich; doch gibt mir Gott Gedeih'n, so will ich's auch an Früchten sein. 
Weiße. 
104. LinKehr. 
Bei einein Wirthe, wundermild, da war ich jüngst zu Gaste; ein goldener 
Apfel war sein Schild an einem langen Aste. 
Es ivar der gute Apfelbaum, bei dem ich eingekehret: mit süßer Kost und 
frischem Schaum hat er mich wohlgenähret. 
Es kamen in sein grünes Haus viel leichtbeschwingte Gäste; sie sprangen 
frei und hielten Schmaus und sangen auf das Beste. 
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh' auf weichen grünen Matten; der Wirth, 
der deckte selbst mich zu mit seinem kühlen Schatten. 
Run fragt' ich nach der Schuldigkeit; da schüttelt er den Wipfel! Gesegnet 
sei er allezeit von der Wurzel bis zum Gipfel! Uhland. 
105. Her weisse Hirsch. 
Es gingen drei Jäger wohl auf die Birsch, sie wollten erjagen 
den weissen Hirsch. 
Sie legten sich unter den Tannenbaum, da hatten die drei einen 
seltsamen Traum. 
Der erste. Mir hat geträumt, ich klopft’ auf den Busch, da 
rauschte der Hirsch heraus, husch, husch! 
Der zweite. Und als er sprang mit der Hunde Geklass, da 
brannt’ ich ihm auf das Fell, piss» paff! 
Der dritte. Und als ich den Hirsch an der Erde sah, da sliess 
ich lustig in’s Horn, trara! 
So lagen sie da und sprachen, die Drei, da. rannte der weisse 
Hirsch vorbei. 
Und eh’ die drei Jäger ihn recht gesehn, so war er davon über 
Tiefen und Höhn. Husch, husch! piss, pass! trara! uhiami. 
106. Mitleid im Winter. 
In meinem Stübchen ist's bequem, ist's lieblich, hübsch und angenehm; 
doch manche Mutter, Gott erbarm! nimmt's Kindlein nackend auf den Arm. 
Sie hat kein Hemd, hört's kläglich schrei'n, und wickelt's in die Schürze 
ein. Sie hat kein Holz, sie hat kein Brot und klagt dem lieben Gott die Noth. 
Friert's noch so stark, das Mutterherz thaut doch in Thränen auf im 
Schmerz. Der Winter ist ein rauher Mann: Wer nimmt sich doch der 
Armen an. 
Geh' hin und bring' der armen Seel' ein weißes Hemd, ein Säcklein 
Mehl, ein Bündchen Holz, und sag' ihr dann, dass sie auch zu uns kommen 
kann, um Brot zu holen immer frisch! und dann deck' auch für uns den 
Tisch! Nach HcScl.
	        
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